Dienstag, 31. Mai 2011

Liebe in Schwarz-Weiß Teil 1

Liebe in Schwarz-Weiß

Teil 1



Sie hatte den Schlag kommen sehen, doch Daniela konnte ihn nicht ausweichen. Die flache Hand traf ihre Wange und schleuderte das Mädchen zu Boden. Mit ihren Fingern stützte sich die junge Frau auf dem Marmorboden ab. Tränen bildeten sich in ihren blauen Augen und mit einer Mischung aus Verzweiflung und Hass blickte sie zu ihrem Vater auf.

"Du wohnst in meinem Haus, ich bezahle deine Kleidung und deine Schule. Ohne mich bist du nichts, und ohne mich hast du nichts. Ich werde nicht zulassen, dass du mich noch einmal so blamierst." Die Stimme des Mannes peitschte durch die Eingangshalle. Er trug immer noch einen treuen Anzug und war offenbar erst vor kurzen nach Hause gekommen. Sein Atem roch nach Alkohol, doch war dies sicher nicht der Grund für das Ausrasten ihres Vaters.

Hinter ihm stand Danielas Stiefmutter, Franziska. Sie war nicht viel älter als Daniela und hatte den selben vorwurfsvollen Blick in den Augen wie ihr Mann. Bei der Frau von Mitte zwanzig wirkte es allerdings weniger streng als vielmehr lächerlich. Franziska war vor der Hochzeit ein Model und sie tat für gewöhnlich das, was Models am besten können: Gut aussehen. Die Rolle einer Mutter oder einer Diskussionspartnerin lag ihr allerdings nicht.

"Was hab ich den getan?", fragte Daniela entrüstet. Als Kind hatte sie nie Schläge von ihrem Vater bekommen. Erst, seitdem Tod ihrer Mutter rutschte, dem ansonsten erfolgreichen Geschäftsmann und Politiker öfters die Hand aus.

"Du warst dar gewesen!", brüllte er sie so laut an, dass seine Tochter aus Angst am Boden blieb. Ihre Handtasche lag neben ihr und sie dachte kurz darüber nach, nach dem CS Gas in dieser zu greifen. Doch Daniela wollte ihren Vater nichts tun. Sie verstand nicht was los war und die Tränen verbreiteten sich in ihn Augen und verliehen diesen einen fast sphärischen Glanz.

"Wo? Was?", sie verstand immer noch nicht. Es war 23 Uhr und sie kam gerade von einem Konzert am Mainufer.

"Du warst auf dieser Demonstration von diesen Linken Bazillen." Die Stimme hallte durch den Eingangsraum der Villa. "Leugne es nicht. Ich habe dich im Fernsehen gesehen. Weist überhaupt was es für einen Eindruck macht, wenn meine Parteifreunde sehen, dass meine eigene Tochter gegen uns demonstriert. Bald sind wieder Wahlen. Ich werde es nicht dulden, dass du mit deiner unglaublichen Dummheit die Partei oder mich schädigst."

"Das war keine politische Demonstration, Papa. Das war verdammt noch mal nur eine Antiatom Demonstration. Da waren ganz viele Leute, die sich einfach nur Gedanken um die Zukunft unserer Umwelt machen." Zehntausend Menschen sind waren heute Nachmittag zusammen gekommen und hatten in der Innenstadt demonstriert. Daniela war eine von ihnen.

Natürlich war es nicht die ganze Wahrheit. Daniela war Schulsprecherin und hatte ihre gesamte Abiturklasse und die meisten anderen Schüler und Lehrer zur Teilnahme motiviert. Dadurch war sie auch eine beliebte Interviewpartnerin und hatte sie auch bereitwillig gegeben. Jetzt musste sie dafür büßen. Ihre Wange war rot und sie berührte diese so vorsichtig, als wollte sie verhindern, dass sich die Haut aus Versehen von dieser löste.

"Lüg mich nicht an. Das war billiger linker Populismus. Willst du in Kälte und Armut leben? Genau das wird passieren, wenn diese polemischen Forderungen umgesetzt würden. Deutschland geht vor die Hunde, aber vielleicht willst du das?", schrie er seine Tochter an. "Du denkst wohl in dieser Welt würden dir gebratene Tauben in den Mund fliegen. Nein, hier muss man hart arbeiten. Aber davon wissen du und deine sogenannten Freunde ja nichts. Deshalb ziehen wir ab heute auch andere Seiten auf."

"Was willst du tun? Den Faschismus wieder einführen?"

"Rede nicht so einen Blödsinn, Tochter. Du hast doch keine Ahnung, von was du sprichst. Du bist aufgehetzt von dieser linken Presse, diesen grünen Lehrern und deinen sogenannten Freunden. Das sind doch alles ausländische Sozialschmarotzer und Hartz4 Empfänger. Die wissen doch gar nicht, wie man arbeitet."

"Das stimmt nicht!", widersprach Daniela und richtete sich wieder auf. Sie hatte wieder etwas Mut gefast und streifte sich ihr schulterlanges blondes Haar aus dem Gesicht.

"Ach?", sprach er herablassend. "Ich versicher dir Mädchen, ich kenne solche Versager. Die leben nur von der Arbeit anderer."

"So wie du?", fiel ihm Daniela bissig ins Wort. Daniela hatte einen wirklich guten Tag gehabt und wollte ihn jetzt nicht von ihrem Vater ruinieren lassen. Sie war wortgewandt und griff ihn nun ebenfalls an: "Du entlässt 1000 Mitarbeiter nur um den Gewinn etwas zu steigern. Reicht dir das Geld nicht was du erwirtschaftet hast? Glaubst du "

Normal erwiderte Danielas Vater eine solche Provokation seines rebellischen Kindes mit derselben Rhetorik, die ihn in der Partei nach oben gebracht hatte. Aber der Alkohol wirkte enthemmend und nach einem frustrierenden Tag entlud sich die aufgestaute Wut in einer neuen Ohrfeige. Diesmal hielt Daniela ihr stand. Fast mit Stolz ertrug sie den brennenden Schmerz an ihrer Wange. Sie blickte ihn mit ihren verweinten Augen an. Hinter dem Blau loderten Flammen dann sprach sie mit leiser Stimme.

"Du kannst dich selbst betrügen. Du kannst dich selbst belügen. Du kannst Franziska belügen. Ja, du kannst so gar die ganzen Idioten belügen, die dich wählen. Aber mich kannst du nicht mehr belügen."

Mit diesen Worten wandte sich Daniela von ihrem Vater ab und ging zu der schweren Eingangstür, durch die sie gerade eben gekommen war. Als sie diese erreicht hatte, hörte sie die Stimme ihres Vaters: "Wenn du durch diese Tür gehst, bist du nicht länger meine Tochter!"

Daniela ging. Sie öffnete die Tür und glitt hinaus in die finstere Nacht.

1 Kommentar:

  1. Netter Dialog - Dad Tochter neue Frau Pateiendruck Alk ja
    vielleicht ein guter Beginn , aber bist der Rest da ist nur
    eine 4/10 .
    Gruss HHH

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