Mittwoch, 8. Juni 2011

Zuckerrohr und Peitsche Teil 1

Zuckerrohr und Peitsche Teil 1
Zuckerrohr und Peitsche Teil 2
Zuckerrohr und Peitsche Teil 3
Zuckerrohr und Peitsche Teil 4
Zuckerrohr und Peitsche Teil 5

Zuckerrohr und Peitsche Teil 1


Zuckerrohrplantagen waren die Ölquellen des 17. und 18. Jahrhunderts. Viele Männer kamen in die Karibik, um mit einer dieser Plantagen ihr Glück zu machen. Edward Northwik war einer von ihnen.

Vor vielen Jahren kam er als unehelicher Sohn eines englischen Landgrafen in die Kolonien. Nur mit einer kleinen Geldzuwendung seines Vaters und harter Arbeit hatte er es schließlich geschafft, eine profitable Zuckerrohrplantage im Westen der Insel aufzubauen. Nach der Zerstörung von Port Royal waren es harte Jahre auf der englischen Kolonie. Doch er hatte sie gemeistert.

Edward Northwik war ein Mann von Mitte vierzig. Sein schwarzes Haar hatte inzwischen ein paar silbergraue Strähnen bekommen, so wie sein Gesicht von Falten und Sonne gezeichnet wurde. Er ritt auf seinem Hengst über das Land, welches er urbar und ertragreich gemacht hatte.

Seine Miene zeigte den Stolz eines Mannes, der es geschafft hatte. Heute Abend würden die Bullhands vorbei kommen. Sandra Bullhand war die Verlobte seines Sohns. Ein Prachtmädchen, welches altes Waliser Adelsblut in ihren Adern hatte. Edward hatte bei der Auswahl dieses Mädchens natürlich auch an die Nachkommenschaft gedacht. Die Bullhands waren Kaufleute aus Kingston. Eine Verbindung würde beiden Familien den Wohlstand sichern.

Zum Glück war Sandra Bullhand eine richtige Schönheit. Eine Zuchtstute wie man sie nicht oft in den Kolonien zu sehen bekommt. Edward hoffte, dass sein Sohn der Erste war, der dieses Vollblut einreiten würde - auch wenn er selbst alleine bei dem Gedanken schon eine gewisse Lust verspürte. Ihre blasse Haut, ihr langes, blondes Haar und ihre Sommersprossen gaben diesem Mädchen einen Reiz, der wohl kaum einen Mann kalt ließ.

***

Es war ein schwülheißer Tag und der Gutsherr war schon im Morgengrauen aufgebrochen, um die Sklaven bei der Arbeit zu kontrollieren. Mister Johnson stand mit seiner Peitsche am südlichen Zuckerrohrfeld und trieb einige der jungen Männer zu Arbeit. Der Peitschenknall war weithin zu hören und so wusste Edward, wo er seinen Verwalter fand.

Mister Johnson war ein fähiger Mann. Er verstand es auf brillante Weise, das Beste aus den Negersklaven heraus zu holen. Die Arbeit auf den Feldern war hart und kaum ein Sklave wurde älter als 40. Der Plantagenbesitzer wusste dies. Als er die hier anfing, waren viele der Sklaven in seinem Alter. Heute. 25 Jahre später lebte nur noch Fatima. Die schwarze Sklavin diente als Köchin und versorgte die männlichen Sklaven auf dem Feld, von denen einige ihre Söhne waren.

Auf der Plantage gab es nur wenig Platz für Frauen. Die Zuckerrohrernte war Männerarbeit. Und nur die Kräftigsten von ihnen hielten diese Arbeit durch. Manchmal empfand Edward sogar etwas Mitleid mit diesen schwarzen Tieren, die aus den Wäldern Afrikas in die Kolonien gebracht wurden. Vielleicht war dies der Grund, warum er Fatima und ihre Tochter, eine Mulattin, behalten hatte, auch wenn er eigentlich bessere Sklaven für das gleiche Futter haben konnte. Naomi diente im Herrenhaus und kümmerte sich vor allem um die Bedürfnisse seiner Tochter Nora. Er wusste, dass er auch Naomis Erzeuger war, doch hatte er keine Gefühle für das Mädchen, welches er während der Schwangerschaft seiner Frau gezeugt hatte.

"Guten Morgen, Sir Edward!", rief der Verwalter, als er die Hufe des Hengstes hörte.

"Mister Johnson, was macht die Ernte?"

"Das Feld ist reif", brummte der kräftige, beleibte Mann, dessen Kopfhaar sich nur noch schemenhaft abzeichnete, während er sich den Schweiß von der Stirn wischte. "Wir werden heute so lange es geht durcharbeiten, auch wenn die Mittagssonne uns schwer zusetzen wird. Aber ich will dieses Feld fertig haben, bevor die Hurrikansession beginnt."

"Schaft ihr das bei der Hitze?", fragte der Plantagenbesitzer. Auch er hatte unter seinem Hut Schweißperlen auf der Stirn.

"Sicher und wenn ich die faule Bande zu tote Peitschen muss. Gegen die Hitze hilft Wasser."

Auf einen Wink des Vorarbeiters brachte, eine fast schwarzhäutige Sklavin, den beiden weißen Männern einen Krug mit frischem Wasser und zwei Becher. Sie schenkte ihnen ein und ging dann zum Feld um den Sklaven, für die das Wasser eigentlich bestimmt war, zu versorgen.

"Ah, das tat gut!", stöhnte Edward, als er das Wasser gierig trank. Sein Blick fiel auf den mit Leinenfetzen behängten Arsch der Sklavin, die sich rasch von den weißen Männern entfernte. "Wer ist das?"

"Rihanna, die sieht geil aus, oder?"

"Ich kann man nicht erinnern, sie gekauft zu haben." Edward wäre ein solch hübsches Stück Fleisch bestimmt nicht entgangen.

"Sie gehört zu den Winrow Sklaven."

"Ah, ausgezeichnet."

Beide Männer lächelten zufrieden. Winrow war ein Plantagenbesitzer, der am Fieber gestorben war. Da seine Frau und seine Kinder ebenfalls von dem Fieber dahin gerafft wurden, hatte man seine Sklaven kurzerhand an die anderen Plantagenbesitzer in der Umgebung verteilt.

***

Rihanna war neu auf der Northwikplantage, aber sie kannte das Leben als Sklavin. Das Mädchen war in die Sklaverei geboren und so hatte sie nie ein anderes Leben kennengelernt. Es war ein Leben des Gehorsams, denn jeder Widerstand wurde mit der Peitsche bestraft. Schon als Kind hatte sie gesehen, wie ungehorsame Männer an den Pfahl gebunden wurden und man ihnen das Fleisch von den Knochen peitschte. Solche strafen waren selten, denn die Besitzer wollten ihre Arbeitskräfte natürlich nicht unnötig entwerten, doch taten sie es hin und wieder trotzdem, um allen Sklaven zu zeigen, zu was sie fähig waren.

Manchmal träumte Rihanna davon, wegzulaufen und zu den Maroons zu gehen. Die
Maroons waren entlaufene Sklaven, die im Landesinneren von Jamaika lebten. Angeblich wurden sie sogar von einer Frau namens Nanny angeführt. Es war ein verlockender Gedanken, doch wusste Rihanna nicht, wie sie es schaffen sollte. Entlaufene Sklaven wurden von den Plantagenbesitzern mit Hunden gejagt und man brannte ihnen mit glühenden Eisen Zeichen in den Körper.

Dem Mädchen schauderte bei dem Gedanken, denn sie hasste Schmerzen, auch wenn es ihr täglicher Begleiter wahr. In ihren Händen trug sie zwei leere Tonkrüge, während sie einen weiteren auf dem Kopf balancierte. Harte Arbeit war das Schicksal aller Sklaven. Wenn ihr Bestes gab, so vermied sie sowohl eine Bestrafung durch die weißen Herren, wie auch durch die männlichen Sklaven, die sich nur all zu gerne an den Frauen abreagierten und ein wenig Glück zwischen ihren Schenkel suchten.

Plötzlich hörte sie Pferdegetrampel. Rihanna blickte sich mit dem Krug auf dem Kopf vorsichtig um. Sie wusste, dass es einer der weißen Männer sein musste. Nur diese hatten Pferde. So war sie auch nicht überrascht, als Sir Edward den schmalen Weg entlang geritten kam.

Sie ging zur Seite und senkte gehorsam ihren Blick, um ihn nicht zu provozieren. Er wurde langsamer und blieb fast stehen. Sie hörte das Schnauben des Hengstes und ein Schauer lief ihr über den Rücken.

"Man nennt dich Rihanna?", fragte Edward.

"Ja, Herr."

"Du weißt, wer ich bin?"

"Ja, Herr. Ihr seid der Besitzer."

"Gut", meinte Edward. Mit seiner Reitgerte fuhr er über Rihannas Kinn und wanderte tiefer bis zu ihrem schlanken Busen, der sich unter einem Leinenstreifen verbarg, den sie um ihre Brust gewickelt hatte. "Was tust du gerade?"

"Frisches Wasser für die Männer holen, Herr." Sie wich seinem Blick so gut es ging aus. Das Weiße in ihren Augen bildete einen Kontrast zu ihrer ansonsten dunkelbraunen Miene. Instinktiv wollte sie ihm ausweichen, doch der Plantagenbesitzer umtänzelte sie mit seinem gewaltigen Pferd.

"Du meinst für die Sklaven?", harkte er nach und hob ihr Kinn mit seiner Reitgerte an.

"Ja, Herr."

Ohne ein weites Wort mit der Sklavin zu wechseln, ritt er weiter. Er genoss ihre demütige Angst und ein lüsternes Lächeln umspielte seine Lippen.

Auch Rihanna ging weiter. Der Weg zum Fluss war weit. Er bildete die östliche Grenze der Plantage. Sein Wasser speiste er aus unzähligen kleinen Quellen, die in den Bergen durch immer neue Regenschauer gefüllt wurden. Regen gehört zu diesem Land genauso, wie er zu ihrer verlorenen Heimat gehörte. Die Sklaven, die in Afrika gefangen und hier her verschleppt wurden, erzählten oft davon. Sie wusste hingegen kaum etwas über das Land ihrer Ahnen, genauso wie sie kaum etwas über ihre Eltern wusste.

Man hatte Rihanna verkauft, als sie noch ein kleines Mädchen war. Die Plantagenbesitzer brauchten vor allem kräftige Jungen und Männern, als Mädchen war sie meist nur eine Last. So lebte sie die besten Jahre ihres noch jungen Lebens als Küchenhilfe bei den Winrows. Es war eine gute Zeit, besser als das Leben hier bei ihrem neuen Besitzer. Denn seine Blicke machten ihr ebenso Angst wie die des Sklaventreibers mit dem Namen Johnson.

Die Sklavin folgte den Pfad weiter, bis zu einem kleinen Hügelkamm, der dann schließlich hinunter zu dem Fluss führte. Dichtes Gestrüpp flankierte ihren Weg und ließ ihr kaum Bewegungsfreiheit. Ihre nackten Füße fanden zielsicher jeden Schritt, um sich nicht an den scharfen Steinen aufzuschneiden. Die leeren Krüge waren angenehm leicht. Der Rückweg würde bestimmt um einiges unangenehmer sein.




weiter zu Zuckerrohr und Peitsche Teil 2

4 Kommentare:

  1. Hallo,

    hast einen sehr guten Schreibstil - ich bin gespannt, wie es weiter geht.

    LG Jorinde

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  2. Da fällt mir direkt eine Fortsetzung ein... bin gespannt, wie es bei Dir weiter geht :-)

    LG.. angelived

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  3. Das kannst du ja jetzt nachlesen. Auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob ich deinen Fantasien gerecht werde ;)

    lg
    Krystan

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  4. Ja ja das könnte noch gut werden - so aufbereitet haste ja alle Möglichkeiten
    Von mir eine 6/10 .

    HHH

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