Mittwoch, 7. Mai 2014

Die Schöne und das Tier



Die Schöne und das Tier

Ein schwarzer Granitstein markierte die Grenze zum Schattenreich. Hier begann der verbotene Wald, denn die Bauern fürchteten und die Barden besangen.

Der Priester hatte sie gewarnt und doch hatte sie es gewagt. Sie war dem Ruf ihres Herzens gefolgt und hatte die Regeln gebrochen. Das Kloster lag wie ein düsterer Schatten am Berghang hinter ihr.

Nackte Füße hasteten über den Boden. Die letzten Sonnenstrahlen huschten über die Baumwipfel. Adrenalin lag in der Luft. Die Häscher jagten ihre Beute.

Das Mädchen war ihnen schon mehrmals entkommen. Sie war nackt. Schweißerlen zierten ihre Stirn. Kleine Kratzer zeigten den blutigen Zoll, denn sie für ihr Flucht bis jetzt gezahlt hatte. Doch sie wollte nicht aufgeben.

Ihr Überlebenswille war gewaltig. Längst war sie am Rande der Erschöpfung. Es gab kein Zurück. Kein Heim mehr, wo sie sich in Sicherheit sah. Die Männer wollten sie töten und dies war noch das harmloseste Schicksal, welches ihr bevorstand.

Die Männer des Bischofs waren hinter ihr her. Mit Knüppeln und Steinen, mit Feuer und Schwert. Sie hatte seine Liebe verschämt und sollte nun die Peitsche des Hasses kosten.

Langsam schwanden ihre Kräfte. Die Verfolger kamen immer näher. Bald würde man sie fassen und missbrauchen. Nicht um sie zu dem alten Mann zurück zu bringen, sondern um sie für ihren Mut zu bestrafen.

Die Sonne verschwand hinter den Bergen. Jetzt begann die Nacht. Jetzt erwachte die Dunkelheit.

Wolfsgeheul hallte durch den Wald. Das Mädchen ignorierte es. Sie hatte mehr Angst vor den Menschen als von den Tieren.

Die Häscher waren nahe. Kurz blickte sie nach hinten und sah die Männer zwischen den Bäumen. Sie hörte ihre Rufe und ihr Keuchen. Panik.

Mit letzter Kraft sprang sie über einen Bachlauf und eilte einen Abhang hinaus. Ein Ast schnalzte ihr gegen das Brustbein. Schmerz jagte durch ihren Körper und das Mädchen stieß einen lauten Schrei aus.

Das Mädchen fiel. Der Waldboden dämpfte ihren Aufprall. Sofort wollte sie sich aufrappeln, doch da kamen die Verfolger bereits. Erschrocken sah die nackte Schönheit mit dem rotblonden Haar, wie die Männer über den Fluss sprangen. Siegessicherheit glänzte in ihren Augen. Schweißperlen tropften von ihrer Haut.

„Bitte … nicht …“, keuchte das Mädchen in einem letzten Versuch um ihr Leben zu flehen.

„Zu Spät“, meinte einer und zückte die Bullenpeitsche. „Du hättest die Liebe des Bischofs erwidern sollen, du kleine Hexe.“

„Jetzt gehörst du uns.“

Er holte aus um nach ihr zu schlagen, doch bevor er das tat, tauchte ein dunkler Schatten aus dem Nichts heraus auf und griff nach ihm. Ein wildes Knurren überdeckte den Schrei des Mannes, als sich eine schwarze Bestie auf ihn warf und mit einem Biss seine Kehle zerfetzte.

Das Tier war erwacht und suchte nach Blut. Halb Mensch, halb Tier griff es nach dem nächsten der Männer und zerriss sein Gesicht, bevor die anderen auch die nur die Chance hatten, ihre Waffen zu ziehen.

Der Tod ereilte sie so schnell, dass das Mädchen gar nicht mehr mit bekam, was das Monster aus dem verbotenen Wald tat. Starr vor Schreck saß sie da und warte, bis sie zuletzt an der Reihe war.

Aufrecht, wie ein Mensch kam er zu ihr. Das in dunkles Fell gehüllte Wesen. Seine Augen leuchteten Rot. Blut tropfte von seinen Krallen. Die scharfen Zähne eines Wolfes funkelten in seinem Maul. Langsam näherte er sich dem Mädchen.

Sie zitterte ängstlich doch schließlich gab sie sich mit großen Augen fast sehnsüchtig dem wilden Monster hin, welches mit seinen Krallen ihre Haut berührte. Sie konnte nicht mehr fliehen. Und kämpfen machte bei so einem Monster keinen Sinn.

„Hab keine Angst, meine Kleine“, knurrte die Bestie. „Du bist in meinem Reich. Hier bestimme ich. Hast du verstanden!“

„Ja“, flüsterte das Mädchen.

„Gut, dann komm, meine Schönheit.“

Er griff nach ihr und zog ihren nackten Körper an den seinen. Sie spürte seine Wärme. Ihr Herzschlag beruhigte sich. Jetzt, in den Klauen des Wolfs fühlte sie sich sicher. Jetzt war sie in Sicherheit vor dem Grauen der Menschen.

3 Kommentare:

  1. Hallo Kristians.
    Die Geschichte ist sehr ausbaufähig. Als Appetithäppchen sehr gut geeignet.
    bitte weiterschreiben.

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  2. Ich hoff, es gibt ne Fortsetzung. Auf die ich auf jeden Fall gespannt bin. ;-)

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  3. es wärre nicht schlecht paar der Männer der Bischofs umzubringen. Besser noch den Bischof selbst. Bin bischen blutdurstig, aber das Leben zu kurz. Die Kirche ist Verien der Perversen. Ich will mehr von der Geschichte, bitte

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