Mittwoch, 24. Oktober 2018

Vereinigung

Vereinigung

Wie lange war es her, seit sie sich zum ersten Mal sahen?
Wie lange war es her, seit sie sich zum ersten Mal berührten?
Sie kannten sich bereits als Kinder. Eine Zeit der Unschuld.
Gemeinsam spielten sie im Sandkasten. Gemeinsam spielten sie zwischen den Büschen.
Dann kam die Trennung. Andere Schule, anderes Leben. Verdammtes Leben. Oft hatte er an sie gedacht. Oft hatte er sie vermisst. Dachte sie auch an ihn?
Ein Gedanke, zu schön, um wahr zu sein.
Man sagt, die Zeit bringt Vergessen. Die Zeit heilt alle Wunden . Doch dem war nicht so. Als er älter wurde, musste er immer noch an sie denken. Immer wieder suchte er nach ihr. Im Internet las er über sie. Sie hatte Erfolg, stand in der Zeitung.
Auf Facebook folgte er ihrer Timeline. Immer wieder. Er sah sie auf dem Pferd. Beim Bogenschießen und den Bundesjugendspielen. Trotzdem sprachen sie kein Wort miteinander. Wenn sie sich zufällig sahen, grüßte sie ihn nicht.
Und er?
Er hatte zu viel Angst. Angst davor, sie anzusprechen. Angst davor, dass sie eine andere war, als die, die er in Erinnerung hatte.
Er versuchte es mit der Liebe. Nicht zu ihr. Das war der Fehler. Keine war wie sie. Keine war seine wahre Liebe. Er blieb bei ihr. Nur aus der Ferne. Ein Zaungast des Glücks, so als blickte er zu den Sternen. Ein Lächeln im Bus, das reichte ihm. In seinen Träumen gehörte sie ihm.
Genügsam war er, doch selbst das konnte ihn nicht retten, denn das Schicksal konnte grausam sein. Mit einem Mal war die Liebe verschwunden. Das Profil gelöscht. Von der Schule verschwunden.
Er fühlte sich mies, hatte offene Wunden. Er wollte sie lecken, ging in eine Bar, um sich in Alkohol zu verstecken. Doch war er nicht alleine da.
Den sie saß bereits auf einem Hocker da. Verwundert starrte er sie an. Neben ihr, da saß ein Mann. Älter war er, mit Ehering. Sie wirkte schüchtern und ging doch mit ihm.
Wie konnte sie das jetzt bloß tun?
Sein Herz, das brach, doch sei es drum. Er wollte sie und keine sonst. So ging er mit und machte Stunk. Vor den Fremden stellte er sich.
„Sie gehört dir nicht“, rief er ihn an.
„Du hast etwas Besseres verdient, als diesen Mann.“
Gelächter kam ihm erst entgegen, er sei ein dummes Kind. Dann flog die Faust. Sein Gesicht hielt dagegen. Der Schmerz, der folgte, ließ ihn erbeben.
„Halt!“, schrie sie, und ging dazwischen.
Der fremde Mann wollte nichts mehr von ihr wissen.
„Was machst du nur? Warum bist du hier?“
„Ich liebe dich. Drum bin ich hier.“
Sie küsste ihn, sie gingen zu ihr.

Wieder zusammen. Wie lange war es her?
Tausend Fragen. Er liebte sie so sehr. Jetzt, bei ihr, fiel ihm nichts mehr ein. Der Kopf war leer. Nur sie und er. Tausend Frauen. Für ihn gab es nur diese. Er liebte sie so sehr.
Draußen fiel Regen, sie erzählte von sich. Im Kerzenlicht funkelten die Tränen auf ihrem Gesicht.
All die Jahre hatte er nur die Fassade gesehen. Den Schmerz in ihr, konnte er niemals erspähen.
Jetzt da er wusste, schämte er sich.
„Es ist gut“, flüsterte sie.
Gefühlvoll streichelte sie die Beule in seinem Gesicht.
Für einen Moment stand die Zeit für sie still. Ein Augenblick, der bedeutete so viel. Keine Fragen mehr. Nur zärtliches Berühren. Seine Hand auf ihrer. Sie ließ sich verführen.
Zögernd berührte er ihr Knie.
Ein Lächeln bei ihr, nur für ihn. Ihm wurde ganz warm. Da küsste sie ihn. Dann ging es weiter. Die Kleider, sie fielen.
Nackt stand sie vor ihm. Ihm schlotterten die Knie.
„Ich will dich“, hauchte sie in sein Ohr.
„Ich liebe dich“, wollte er sagen, und sagte doch nichts.
Behutsam half sie ihm aus dem Gewand. Stück für Stück ging sie ihm zur Hand. Neugierig und schüchtern, beides zugleich, so schweifte ihr Blick über jeden Bereich.
Seine Lippen berührten nun sie. Seine Hand wanderte über die Rundungen, bis er das feuchte Verlangen ihres Körpers ertastete.
Gemeinsam fielen sie aufs Bett. Zitternd blieb sie in seinen Armen. Die Knospen steif unter seiner fordernden Berührung. Unsicherheit lag in ihrem Blick.
Er küsste sie noch einmal. Auf seinen Lippen lag die Frage, die sie mit einladender Geste beantwortete. Sie wollte ihm gehören: Heute Nacht.
Sanft glitten seine Finger in ihre. Sein Becken drängte ihre Schenkel auseinander. Willig öffnete sie sich seinem Drängen.
Ein Schrei hallte durch den Raum. Er spürte ihren Schmerz und verharrte mit ihr vereint. Erst als er spürte, wie ihr Körper sich unter ihm entspannte, fuhr er fort, tief in sie hinein. Ihre Blicke trafen sich. Lust lag in den Augen seiner Geliebten. Verlangen, Sehnsucht und ein Rest von Furcht. Doch er ließ nicht zu, dass diese die Kontrolle übernahm. Immer wieder küsste er sanft ihren Hals. Lautes Stöhnen drang über ihre Lippen, während er sie ganz ausfüllte.
Der Geruch sündiger Lust füllte den Raum. Schweißperlen tropften von seiner Stirn. Immer schneller bewegte er sich in ihr. Wild und frei schlugen ihre von allen Hemmungen befreiten Herzen. Gemeinsam bestiegen sie den Gipfel der Leidenschaft, bis diese sich schließlich in einem Schwall purer Ekstase entlud.
Schwer keuchend sank er neben sie. Seine Hand fasste ihren immer noch bebenden Körper und zog ihn an sich.
„Ich liebe dich“, flüsterte er ihr zu.
„Ich weiß“, erwiderte sie.
Erneut fanden sich ihre Körper zu einem Kuss der Vereinigung.

(c) Krystan Knight

4 Kommentare:

  1. So schön ❣️
    So gefühlvoll hast du mich entführt in eine vergangene Zeit ...

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  2. Da stimme ich zu :)
    Wunderschön geschrieben.

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  3. Da stimme ich zu :)
    Wunderschön geschrieben.

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