2 Girls 1 Cup
of Coffee
Episode 1
Neugierig starrte Samantha auf das Mädchen, das, nur in einem
Bikini gehüllt, an ihr vorbeilief. Der eng anliegende Stoff betonte ihre Figur,
doch der eigentliche Grund, warum sie dem Mädchen nachblickte, lag an der
auffallenden Farbe.
Das hochgewachsene Mädchen trug leuchtend blaue Haare und war
damit einzigartig. Nicht nur hier am Badesee, auch in der ganzen Stadt.
Zumindest kannte Samantha niemanden sonst in Nymphenfeld, der solche Haare
hatte.
Aber es war nicht nur diese Farbe, die Samanthas Aufmerksamkeit
fesselte. Alles an der Blauhaarigen schien besonders zu sein. Ihre Aura hatte
etwas Wildes und Rebellisches, dass die schüchterne und introvertierte Samantha
faszinierte.
Den ganzen Tag über konnte sie nicht von ihr lassen, und wusste
am Ende des Tages doch nichts über sie. Vielleicht ein wenig. Offenbar war sie
alleine. Genau wie Samantha. Denn sie hatte das Mädchen immer nur ohne
Begleitung gesehen. Beim Sonnen, beim Schwimmen, beim Lesen. Immer war die
Blauhaarige im Mittelpunkt, ohne sich aktiv in Szene zu setzen oder mit anderen
zu reden.
An diesem Abend musste Samantha oft an das fremde Mädchen
denken. Wie sie wohl hieß? Wo sie wohnte und was sie tat. Es war das erste Mal,
dass eine Frau im Fokus ihrer Gedanken stand. Und es waren viele Gedanken. Ihr
Körper reagierte und die Finger des Mädchens streichelten unbewusst ihre
eigenen, sensiblen Punkte. Nicht bestimmend, nicht dominant, sondern nur um
jene Gefühle zu unterstreichen, die sowieso schon in ihr tobten.
Als Samantha sich umdrehte, um zu schlafen, bemerkte sie, wie
feucht sie zwischen den Schenkeln geworden war.
In jener Nacht hatte Samantha einen wilden Traum. Es ging um
die Blauhaarige. Samantha bewegte sich unruhig im Bett. In ihren Fantasien
drehte sich alles um die Fremde. Sie war ihr ganz nah, ohne dabei ein Wort mit
ihr zu reden. Das musste sie gar nicht. Samantha war dem hochgewachsenen
Mädchen ganz nahe. Die Blauhaarige nutzte die Gelegenheit. Oder war sie selbst?
Sie öffnete ihre Schenkel und ließ es geschehen. Zauberhafte
Berührungen am Rande der Ekstase. Samantha rollte sich hin und her. Immer
wilder wurde ihr Traum, bis sie schließlich keuchend aufschreckte. Als sie
erwachte, spürte sie ihre eigenen Finger, die zwischen die Beine gerutscht
waren. Ihr Laken war durchnässt und der Duft lüsternen Verlangens klebte an
ihr.
„Oh mein Gott, ich bin doch keine Lesbe“, sagte sie zu sich
selbst und versuchte wieder etwas Schlaf zu finden.
***
In den folgenden Tagen verblasste die Erinnerung an das
blauhaarige Mädchen und Samantha bemühte sich, ihre Gedanken wieder in den
Griff zu bekommen. Doch es war zu spät. Seit jener Nacht begann das Mädchen
regelmäßig im Bett ihr geheimes Spiel mit der eigenen Lust.
Es waren die kleinen Auszeiten, die sich das Mädchen von ihrem
Alltag nahm. Samantha sperrte sich in ihrem Zimmer ein und berührte sich
zwischen den Schenkeln.
Zuerst hatte sie dafür einfach nur die Hand unter den Slip
geschoben. Mit jedem Tag wurde sie mutiger. Sie verschwand aufs Zimmer, sobald
sie von ihrer eigenen Lust ergriffen wurde. Immer wieder stieß sie dabei
lustvolle Laute aus und dachte nicht mehr an ihre im selben Haus lebende
Familie. Samantha war süchtig nach dem Höhepunkt, den sie sich selbst bescheren
konnte.
Ihre Mutter Rachel bemerkte die Veränderung ihrer Tochter. Das
Mädchen war alt genug und konnte selbst entscheiden, doch die ältere Frau war
auf ihre Art ebenfalls sehr verklemmt.
Statt Samantha offen zu fragen, ob sie denn einen Freund hätte,
vereinbarte sie für ihre Tochter einen Termin beim Frauenarzt. Da sie mit ihm
vertraut war, sagte sie ihm auch, dass er Samantha die Pille verschreiben
sollte, da man bei der Ersten Liebe nicht daran denken würde, was für Folgen
diese haben konnte.
So wollte sie sicher gehen, dass ihr Kind, das sich nach all
den Jahren auf einmal so seltsam verhielt, nicht irgendetwas Dummes tat.
Schließlich ging Rachel sogar zum Priester und betete gemeinsam mit ihm für die
Seele des Mädchens, das sich scheinbar mit dem Teufel einließ.
Zwei Wochen waren vergangen, und Samantha hatte sich fast schon
damit abgefunden, für immer ihre Lust allein zu erleben. Das blauhaarige
Mädchen war nur noch ein entferntes Traumbild, dessen Gesicht nun beliebige
Formen von diversen Stars annehmen konnte. Dann schlug das Schicksal zu.
Plötzlich und vollkommen unverhofft begegnete sie dem Mädchen
wieder. Nach einem Termin beim Frauenarzt musste Samantha auf den Bus warten.
Über die Straße hinweg sah sie die kurzen, blauen Haare und die herausragende,
leicht androgyne Figur, die ihr schon am Badesee aufgefallen war.
Anders als am See, trug die Blauhaarige diesmal statt eines
Bikinis eine weiße Bluse und einen schwarzen Rock. Doch sie war es. Dieses
Mädchen würde Samantha immer wieder erkennen. Irgendetwas fast Magisches
verband sie mit ihr. Da war sie sich sicher.
Ein Auto hupte, als Samantha gedankenverloren über die Straße
ging. Samantha ignorierte es. Ihre Gedanken waren nur bei dem Mädchen. Wie von
Sirengesang geleitet folgte sie der Blauhaarigen in das Cafe. Im Eingang blieb
sie stehen, ohne auf irgendjemand sonst zu achten.
Bilder durchfluteten ihren Verstand. Ihre Lippen zitterten und
ihre Handflächen wurden schweißnass. Eine Stimme riss sie aus ihrem Tagtraum.
„Kann ich dir irgendwie helfen?“
Die Blauhaarige stand plötzlich vor ihr. Samantha hatte sie gar
nicht bemerkt, obwohl sie das Mädchen die ganze Zeit mit ihren Augen fixiert
hatte. Doch sie hatte ins Leere geblickt. Auf ein Traumbild, das nun
verschwunden war.
„Hallo? Jemand zuhause?“, fragte die blauhaarige Kellnerin und
wedelte mit der Hand vor Samanthas immer noch ganz ausdruckslosen Augen.
„Ja, Entschuldigung“, stammelte das Mädchen und sah verlegen zu
der Blauhaarigen auf. Sie war fast einen halben Kopf größer als sie. Ja, sie
war es. Die Schönheit vom Badesee. Samanthas Herz schlug heftig und ihr Mund
wurde ganz trocken.
„Kein Problem. Was kann ich dir bringen?“
„Was … also ich …“, stammelte Samantha und stand dabei immer
noch unbeholfen in der Tür.
„Eine Tasse Kaffee vielleicht?“ Die Kellnerin verzog die Miene
zu einem freundlichen Grinsen.
„Ja, gerne“, murmelte Samantha.
„Dann komm, setz dich erst mal“, meinte die Blauhaarige.
Samantha kam sich in diesem Moment unglaublich dämlich vor,
doch immerhin hatte sie das unbekannte Mädchen wieder getroffen. Doch was nun?
Die Kellnerin brachte Samantha eine Tasse mit Kaffee.
Der Platz, den sich Samantha ausgesucht hatte, war genau wie in
der Schule, weit weg vom Schuss. Sie verfluchte ihre eigene Schüchternheit,
denn so kam die Blauhaarige nie an ihr vorbei, während sie die anderen Gäste
bediente. Auf der anderen Seite konnte Samantha so ungestört ihren Tagträumen
nachgehen, in dem die Kellnerin nun eine lebendigen Person wurde.
„Ich bin übrigens Kata“, sagte die Blauhaarige fast eine Stunde
später.
„Samantha“, sammelte Samantha. „Sam, meine Freunde nennen mich
Sam.“
Das stimmte nicht, denn Samantha hatte keine Freunde, die sie
Sam nannten. Doch sie wollte irgendwie cool klingen. Es gelang ihr leider nicht
sonderlich.
„Meine Schicht ist gleich zu Ende“, meinte Kata und beugte sich
dabei zu Samantha hinab. Sie sahen sich in die Augen. Nur einen Moment.
Samantha errötete und drehte ihr Gesicht zur Seite. „Wenn du mehr willst als
kalten Kaffee, kannst du in fünf Minuten hinten zu den Toiletten kommen. Dann
können wir reden, oder ficken, wie du willst.“
„Was, woher …“, stotterte Samantha.
„Du bist zu jung für eine von der Polizei. Und du gaffst mich
jedes Mal an, wenn wir uns sehen. Einmal ist Zufall. Bei zweimal steckt mehr
dahinter. Da ich nicht auf Jungs stehe, hab ich dir wohl nicht deinen Freund
ausgespannt. Also stehst du wohl auf mich. So einfach ist das, Sam.“
Die Kellnerin ließ sich diese Worte auf der Zunge zergehen und
Samantha fiel dabei das Herz in die Hose.
„Also, in fünf Minuten auf der Toilette.“
Mit diesen Worten ließ die Blauhaarige die fassungslose
Samantha zurück. Was sollte sie tun? Ihr Verstand riet ihr zur Flucht. Sie
hatte sich bereits bis auf die Knochen blamiert. Wenn sie jetzt ging, konnte
sie wenigstens mit einem blauen Auge aus der Sache herauskommen. Doch da war
dieses andere Gefühl in ihr. Das Verlangen nach diesem Mädchen mit den blauen
Haaren. Es war eine unglaubliche Sehnsucht, die nach Erfüllung trachtete.
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Ob Samantha wohl aufstehen und einfach nach Hause gehen wird? Was meint ihr?
(weiter zu Episode 2 )