Hexenzauber 2 – Das Straßenmädchen
Der Sturm hatte die ganze
Nacht über gewütet. Im Morgengrauen hatte er sich gelegt und strahlend blauer
Himmel hieß die Sonne willkommen. Dampfende Schleier glitzerten im Sonnenlicht
über den Bäumen, Sträuchern und Wiesen. Nur langsam lichtete sich dieser Dunst
und erst die Mittagshitze vertrieb die letzten Nebelschwaden.
Es war eine sumpfige
Gegend, in der nur wenige Menschen lebten. Schwül war die Luft, und Stechmücken
jagten nach frischem Blut. Mensch und Tier waren gleichermaßen willkommene
Opfer.
Die kleine Schar von
Reitern folgte dem schlammigen Weg – sehr zum Verdruss der Bewaffneten, die
lieber einen eigenen Weg durch die Wiesen gesucht hätten. Doch sie mussten bei
der Kutsche bleiben, deren Inhalt sie
mit ihrem Leben zu beschützen geschworen hatten. In den Wäldern gab es
Räuber und Banditen, und so beäugten die Männer mit wachen Augen das Unterholz.
„Ihr wirkt sehr
angespannt, Bruder Georg“, sagte Isabella und spielte mit dem Saum ihres
Kleides, so dass der Ausschnitt mehr Einblick in ihr Dekolletee bot, als es für
eine adlige Dame, noch dazu für eine Königstochter, angemessen war. Isabella
interessierte es nicht. Die brünette Schönheit aus dem Süden hatte die Regel
des nassen Nordens nie gemocht, der zwar die Freiheit liebte, doch gleichzeitig
den Geist einschnürte. Dem Ruf des mütterlichen Blutes folgend rebellierte sie
gegen die allzu strengen Normen und versuchte immer wieder, ihr eigenes
Abenteuer zu finden.
Leider musste sie als
Prinzessin dem König, ihrem Vater gehorchen und so war ihre Rebellion meist von
kurzer Dauer. Nach einem Einkaufsbummel in Sarhgreb war sie nun auf dem Weg
zurück in die Sommerresidenz ihres Vaters am Rande der Kalkberge. Dass
ausgerechnet ein Kirchenmann ihr Begleiter war, versüßte dabei ihre Laune nicht
sonderlich. Dieser Mann wirkte auf sie bieder und brav, dass man schon fast bei
seiner bloßen Gegenwart an Langeweile ersticken konnte.
„Ich hoffe nur, dass wir
endlich das Gasthaus erreichen, von dem Ritter Michael berichtet hatte. Ich
will nicht noch eine Nacht in einem Zelt schlafen müssen“, meckerte der
Geistliche. Die Zelte, in denen er und die Prinzessin schliefen, waren besser
als das Lager der meisten Untertanen von König Grimdur, doch das war dem
Kirchenmann gleich. Ihn beschäftigte vor allem sein eigenes Schicksal.
„Wir sind sicher bald in
einer Taverne. Ritter Michael hat es versprochen“, meinte Isabella und lächelte
verlegen. Der Ritter, der sie begleitete, war jung, tapfer und verwegen. Die
junge Frau hatte schon viele unkeusche Gedanken an ihn verschwendet und auch
jetzt kribbelte es ihr zwischen den Schenkeln, wenn sie an seinen in
zahlreichen Schlachten und Tournieren bewährten Körper dachte. Gerne wäre sie
eine einfache Magd, die er einfach zum Vergnügen nehmen konnte. In ihren oft
hitzigen Tagträumen hatte Isabella sogar schon einmal überlegt, sich als solche
zu verkleiden und für ihn die Röcke zu heben. Natürlich war dies nur eine
Narretei, denn das Mädchen hatte viel zu viel Angst, dass man sie dabei
erwischen, oder schlimmer noch, dass er sie abweisen und auslachen könnte.
„Halt!“, rief einer der
Ritter. Der Wagen hielt ruckartig.
„Was geht da vor sich?“,
rief Georg aus der Kutsche heraus.
„Hier liegt jemand. Ein
rothaariges Mädchen“, rief der Ritter aus ihrem Gefolge.
„Ist sie tot?“, wollte
Isabella wissen, ohne dass sie die Gestalt sehen konnte.
„Nein, Herrin. Sie ist
nur nackt und scheint das Bewusstsein verloren zu haben.“
Georg und Isabella
stiegen aus, während die Ritter abwechselnd auf das rothaarige Mädchen und dann
wieder auf den Wald blickten. Schon mancher Räuber hatte sich einer Frau als Kriegslist bedient.
„Sie ist sehr hübsch“,
stellte die Prinzessin fest. „Was fehlt ihr?“
Georg betrachtete das
Mädchen, das im Alter der Prinzessin war, unsicher. Schweiß stand auf seiner
Stirn und er fingerte an seinem Amulett des heiligen Rads.
„Sie scheint einfach nur
das Bewusstsein verloren zu haben“, stellte Michael fest, der abgestiegen war,
um die Fremde zu untersuchen. „Ich kann keine Verletzung sehen. Vielleicht ein
Bauermädchen, das davongelaufen ist. Lassen wir sie liegen. Die kommt schon
wieder zu sich.“
„Aber Ritter“, wandte
Isabella ein. „Sie hat keine Schwielen an den Händen und ihr Gesicht ist sicher
nicht das einer Bäuerin. Vielleicht ist sie eine Adlige, die ausgeraubt wurde.
Wenn wir sie liegen lassen, dann vergreift sich wohl möglich jemand an ihr und
schadet ihrem Leib und ihrer Seele.“
„Mitnehmen können wir sie
nicht. In der Kusche ist nur Platz für zwei. Und reiten kann sie nicht“,
erklärte ein anderer Ritter.
„Dann muss wohl einer von
uns mit Euch aufs Pferd“, sagte Isabella und blickte zu Bruder Georg.
„Unmöglich. Mein Rücken.
Ich kann damit nicht reiten. Das würde mich umbringen“, protestierte der Geistliche.
„Dann reite ich mit Euch,
Ritter Michael“, meinte Isabella, die sich freute, wenn ein Schachzug den
gewünschten Erfolg brachte.
„Meint Ihr das ernst?“,
fragte Michael entgeistert.
„Ja, und jetzt bringt die
Arme in die Kutsche, damit wir unsere Reise fortführen können.“
Wenig später setzte sich
der Tross in Bewegung. Isabella saß hinter Michael auf dem Pferd und hatte ihre
Arme eng um seine Brust geschlungen. Die Rüstung störte, doch allein seine Nähe
war für die Prinzessin schon der Himmel auf Erden.
Manchmal schien das
Schicksal sie einfach zu lieben. Sie dachte nicht an das Mädchen, das sie
aufgesammelt hatten. Isabella dachte alleine an Michael und wanderte mit der
Hand zwischen seine beim Reiten ungeschützten Schenkel.
Das rothaarige Straßenmädchen
war in eine Decke gehüllt und saß nun auf Isabellas Platz. Sie hatte ihr
Bewusstsein nicht wieder erlangt, doch hin und wieder stöhnte sie im Schlaf.
Bruder Georg starrte während der Fahrt unentwegt auf sie. Der Schweiß floss dem
Geistlichen in Strömen und seine Gedanken waren weit von Isabella entfernt, um
deren Keuschheit Willen der König ihn eigentlich mitgeschickt hatte.
Zum ersten Mal seit
langen spürte der Geistliche den Schmerz zwischen seinen Beinen. Ein Gefühl,
das er verabscheute, auch wenn es süß wie der Wein war, dem er sonst gerne
zusprach. Dieses rothaarige Mädchen war eine Sünderin. Das wusste er. Sie
stellte ihn und seine Tugend auf die Probe. In Gedanken bestrafte er sie für
ihre Sünden und griff sich dabei mit der Hand unter die Robe.
Fortsetzung folgt …
Schade, viel zu schnell fertig gelesen . Aber macht auf die Fortsetzung neugierig.
AntwortenLöschenNetter Appetiethappen. Hoffendlich kommt dann bald die 'Hauptspeise' ;)
AntwortenLöschenGefällt mir und macht Lust auf mehr.
lg