Die Geschichte ist mein Wettbewerbsbeitrag bei SEVAC zum Thema Stromausfall. Vermutlich wird er dort als eher unkonventioneller Beitrag eher weniger Zustimmung finden. Aber irgendwie musste ich mal wieder etwas neues probieren. Ich bin gespannt wie es euch gefällt.
Verhexte Nacht
von Krystan
Donnergrollen ließ die alten Fenster des ehrwürdigen
Landhauses erzittern. Draußen prasselte der Regen auf den geschotterten Weg,
der immer wieder von dem gleißenden Licht der Blitze in blaugelbes Licht
getaucht wurde. Das immer wieder aufflackernde Licht des Himmels wandelte die
beschnittenen Sträucher des englischen Gartens einen Herzschlag lang in
schaurige Monster, bevor die Dunkelheit wieder über das abgelegene Anwesen
hereinbrach.
Das Haus selbst lag fast vollständig im Dunklen. Nur aus
einem Zimmer schimmerte Licht. Es war die Küche und in ihr befand sich ein
Mädchen. Sie hatte schulterlanges rotes Haaren und eine ansonsten recht zarte
Figur. Fast ein wenig verloren stand sie am Kühlschrank und suchte darin nach
einem Mitternachtssnack. Miriam fluchte leise. Leider war der Kühlschrank weit
weniger gut bestückt, als der, den sie von Zuhause gewohnt war. Zwar hatte sich
ihre Tante Anne redliche Mühe gegeben, doch für einen achtzehnjährigen
Teenager, der die Sommerferien bei Onkel und Tante auf dem Land verbringen
musste, waren die Einkäufe auf dem Wochenmarkt alles andere als ein Hochgenuss.
In Abwesenheit von Cola nahm Miriam die Milchkanne und groß
sich ein Glas ein. Etwas Kakao und reichlich Zucker würden für den richtigen
Geschmack sorgen. Besser als Gurken und Pastinakensuppe war es allemal. Das
Mädchen gönnte sich einen kräftigen Schluck und stellte die silberne Kanne
zurück in den Kühlschrank, der im Gegensatz zu dem Haus hochmodern war.
Vermutlich gehörte er zusammen mit dem Flachbildfernseher zu den einzigen
Gegenständen im Haushalt, die aus dem 21. Jahrhundert stammten.
Mit einem Seufzen sah die Rothaarige noch einmal auf ihr
Handy. Kein Signal. War der Empfang hier im Internierungslager für ungeliebte
Töchter schon an sonnigen Tagen eine Katastrophe, so war er jetzt, bei diesem
Weltengewitter vollkommen zusammengebrochen. Ihr Finger huschte über das
Display und rief die letzten empfangenen Nachrichten wie die Relikte aus einer
besseren Zeit auf. Nachrichten von ihrer Freundin, die gerade auf Ibiza war.
Sie suchte weiter, bis sie ihr bei einer Nachricht das Herz
stockte. HDGDL, stand da. "Hab dich ganz doll lieb", sollte das
heißen. Sie war von Michael. Ein kräftiger Donnerschlag ließ das ganze Haus
erzittern. Ihre Muskeln verkrampften sich und ihr Herz schlug schneller. Es war
die letzte Nachricht, die er ihr geschickt hatte. Die letzte Nachricht, bevor
er mit ihr schlussgemacht hatte. Nein, eigentlich hatte er nie mit ihr Schlussgemacht.
Eigentlich hatte Bettina nur ein Foto bei Facebook veröffentlicht, in welchem
sie Michael ihre Zunge in den Hals rammte. Ein Foto, welches auf einer Party
gemacht wurde, auf die Miriam eigentlich zusammen mit Michael gehen wollte.
Doch während Miriam mit einer Sommergrippe im Bett lag, war ihr Freund mit
dieser Schlange im Bett, oder wo auch immer sie es sonst getrieben hatten.
Hass und Schmerz verschmolzen bei dem Gedanken an den
Jungen, dem sie einst ihr junges Herz geschenkt hatte. Sie hasste ihn, sie
hasste Bettina und sie hasste das Schicksal, dass sie immer wieder um ihr Glück
betrogen hatten. Sie wollte sogar ihre Tante Anne und deren Mann hassen, doch
eigentlich waren die Beiden zu nett. Ihre Eltern hätten sie bestimmt gezwungen
zu dieser langweiligen Veranstaltung im Ort mitzugehen, um sich bis nach
Mitternacht die Reden von irgendwelchen Weltkriegsüberlebenden anzuhören, die
ihr einreden wollten, um, wieviel besser es doch früher einmal war. Nur um
jedoch im nächsten Satz darüber zu lästern, wie leicht es die Jugend von heute
hat und was für harte Zeiten sie früher durchmachen mussten. Nein, die
Schwester ihrer Mutter hatte ihr angeboten, einfach das Fernsehprogramm zu
durchforsten, ohne ihr irgendeinen gut gemeinten, aber vollkommen sinnfreien
Rat zu geben, was sie mit ihrer Lebenszeit an diesem Samstagabend anfangen
sollte.
Das laute Klingeln des Telefons riss Miriam aus ihren
Gedanken. Sie blickte ungläubig auf ihr Handy. Ihr erster Gedanke war bei
Michael. Ja, tief in ihrem Inneren vermisste sie ihn gerade jetzt. Aber kein
Name erschien im Display. Es klingelte erneut und das Mädchen begriff, dass das
Läuten von dem alten Analogtelefon an der Wand kam. Immerhin hat es keine
Kurbel mehr für den Strom, lästerte sie in Gedanken, als sie zu dem Hörer ging.
Wer rief so spät noch an? Ihre Eltern sicher nicht. Die waren irgendwo in Asien
unterwegs und feierten ihre silberne Hochzeit.
Das Mädchen griff nach dem Hörer und sprach: "Hallo?
Wer ist da?"
"Miriam, Schätzchen, bist du das?", klang die
Stimme ihrer Tante durch den Hörer.
"Ja, Tante Anne."
"Das Unwetter hat den Bach über die Ufer treten lassen.
Und Georg meint, wir sollten lieber bei den Willfrieds übernachten. Ist es
schlimm für dich, wenn wir heute Nacht nicht nach Hause kommen?" Das
Donnergrollen eines entfernten Blitzes rollte ein leichtes Erdbeben über das
Haus und ließ die Fenster erneut erzittern.
"Nein, Tante Anne. Ich komme schon klar." Sie war
achtzehn Jahre alt, seufzte Miriam innerlich. Warum glaubte jeder, sie noch
beschützen zu müssen. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie auch alleine im
Haus ihrer Eltern in Frankfurt bleiben können, während diese ihre zweiten
Flitterwochen auslebten.
"Gut, mein Schätzchen. Wir kommen dann morgen früh.
Wenn etwas ist, die Nummer der Willfrieds steht in dem kleinen Büchlein neben
dem Telefon."
"Keine Sorge. Hier ist alles gut."
"Gute Nacht, Schätzchen."
"Gute Nacht, Tante."
Miriam hängte den Hörer ein und holte sich ihren Kakao. Die
Werbepause in ihrem Film musste inzwischen zu Ende sein. War kaum eigentlich
auf die Idee, nichtssagende Werbespots für Handwerkermärkte in einem Horrorfilm
zu schalten? Wenn der Typ wenigstens eine Kettensäge anbieten würde, aber nein,
er versuchte sich als Gott. Vielleicht war dies einfach ein weit verbreiteter
Komplex bei Männern, dass sie dies für ihr Ego brauchten.
Das Mädchen ließ sich in das Ledersofa fallen und wartete
darauf, dass ihr Film weiter ging. Endlich verschwand die letzte
Werbeeinblendung für einen Blockbuster und Miriam kuschelte sich erwartungsvoll
in das bequeme Sitzmöbel. Horrorfilme waren das einzig Spannende, was das frei
empfangbare Fernsehprogramm um diese Uhrzeit lieferte. Sicher, für Jungs gab es
"Stirb Langsam" und für alte Leute Volksmusik. Dazu kamen noch ein
paar Krimis, auf die sie jedoch keine Lust hatte. In den Nachrichten kamen nur
das übliche Weltgeschehen und ein Bericht über einen Gefängnisausbruch mit der
Warnung, keine Anhalter mitzunehmen. Miriam hatte nicht einmal ein Auto, so
fiel es ihr nicht schwer, diesen Hinweis zu befolgen.
So blieb sie bei ihrem Horrorfilm, dessen Titel sie nicht
mitbekommen hatte. Der Film an sich war nichts Besonderes. Die üblichen von
Musik untermalten Elemente, die es in fast jedem Film dieses Genre gab. Wenn
sie ihn mit ihrem Exfreund zusammen gesehen hätte, wäre sie vermutlich in
seinen Arm gekrochen und er hätte über den vorhersehbaren Inhalt gelästert.
Heute Nacht war es jedoch anders. Die abwechselnd langsamen
und schnellen Bilder, die Musik und nicht zuletzt die kreischender Schreie
trieben ihren Puls in die Höhe. Das Gewitter und das Gefühl, wirklich alleine
zu sein machten sie besonders empfänglich für das gezeigte Psychospiel. Immer
wieder zuckte sie zusammen. Das Gewitter im Film und das Unwetter in der
Wirklichkeit verschmolzen zu einer einzigen Kulisse. Was, wenn wirklich so ein
Verrückter heute Nacht hierher kommen würde?
Immer wieder ertappte sich Miriam dabei, wie sie sich über
ihren Rücken hinweg umsah. Sie blickte aus dem großen Fenster des Wohnzimmers
hinaus in den Garten. Dunkelheit. Dann plötzlich ein Blitz und eine unbekannte
Silhouette, während es aus dem Fernseher einen lauten Frauenschrei gab. Dem
Mädchen stockte der Atem. Wie von der Tarantel gestochen lief sie zum Lichtschalter.
Sie schaltete alle Lichter im Raum an. Nur für den Fall der Fälle, sprach sie
beruhigend zu sich selbst, ohne genau darüber nachzudenken, was der Fall der
Fälle in ihrem Fall überhaupt bedeuten würde.
Die Frau im Film lief um ihr Leben. Die Musik glich dem
gesteigerten Pulsschlag, der sich durch das Fernsehen auch auf das Mädchen auf
dem Sofa übertrug. Ein Fenster zerbrach und ein gleißender Blitz erhellte das
Gesicht des Mannes mit der Maske. Sie schrie. Im selben Augenblick knallte es
auch direkt über Miriams Kopf und das rothaarige Mädchen zuckte kreischend
zusammen. Mit einem Mal war es dunkel.
***
Totale Finsternis hüllte das eben noch helle Wohnzimmer des
Landhauses ein. Nur das Prasseln des Regens gegen die Fensterschreiben und das
aufgeregte Keuchen des Mädchens. Sekunden verstrichen wie eine Ewigkeit, dann
zuckte ein weiterer Blitz über den nächtlichen Himmel. Möbel und Wände wurden
in bläuliches Licht getaucht. Auch das Antlitz des Mädchens offenbarte sich für
einen Moment. Angst und Unsicherheit waren deutlich in das junge Gesicht
geschrieben.
Erneute fiel das Wohnzimmer in Dunkelheit, doch diesmal
wurde der Atem des Mädchens langsamer. Ihr Verstand begann zu arbeiten.
"Ganz ruhig", sagte sie zu sich selbst. "Es ist nur ein
Stromausfall. Ganz normal bei einem Gewitter. Ganz ruhig. Tief durchatmen."
Zuhause in der großen Stadt waren solche Stromausfälle ein
seltenes Ereignis und dauerten zum Glück meist nur kurze Zeit. So hoffe Miriam,
dass auch hier die Zeit für sie arbeiten würde. Doch die Finsternis blieb, auch
wenn sich ihre Augen langsam an die Dunkelheit gewöhnten. Die Schatten zu
erkennen, die immer wieder im Blitzlicht für einen Herzschlag aus dem Dunkel
traten, war für sie jedoch kein Vorteil. Im Gegenteil, alles um sie herum
schien plötzlich zum Leben zu erwachen. Ihre lebhafte Fantasie spielte ihr Streiche.
Sie drehte den Kopf, blickte in den Garten. Miriam zuckte
zusammen, als sie glaubte, einen Mann im Garten zu erkennen. Erinnerungen an
den gerade gesehenen Film vermischten sich mit dem Bericht in den Nachrichten.
Wo war noch mal der Gefängnisausbruch? Was, wenn der Mann zu Fuß flüchtete und
sich hier irgendwo am Land in einem verlassen Haus verstecken wollte?
Wieder flackerte das Licht des Himmels für einen Liedschlag
und der Mann war verschwunden. Doch stattdessen hörte sie nur hinter sich ein
Klopfen. Erneut drehte sich Miriam in ihrem Sofa. Da war nichts. Nichts, was
sie erkennen konnte. Die Hände des Mädchens tasteten nach ihrem Handy. Sie
deaktiviert mit geübter Bewegung die Tastensperre und nutzte es nun als
schwache Taschenlampe, um sich im Dunkel des alten Hauses etwas
zurechtzufinden.
"Wenn ich hier bleibe, drehe ich noch durch",
sagte sie laut zu sich selbst und fügte dann in Gedanken hinzu, "oder der
verrückte Mann findet mich. Bestimmt lauerte er dort draußen schon mit einem
Messer oder einer Axt. Verrückte haben immer so etwas bei sich."
"Keine Angst. Niemand wird dir etwas tun",
versuchte eine andere Stimme in ihrem Kopf sie zu beruhigen. Es half nichts.
Die Fantasie in ihrem Kopf war weit stärker als jede Vernunft.
Immer wieder panisch den Kopf drehend, tastete sich Miriam
durch das Haus ihrer Tante. Sie erreichte die Treppe, die hinauf zu den
Schlafräumen führte. Sie wollte in ihr Zimmer, wollte sich einsperren hinter
der massiven Eichentür. Immer wieder ging der Lichtschein ihres Handys aus und
ließ sie für einen Moment in der Dunkelheit zurück. Unter ihr knarrte die
Jahrhunderte alte Treppe aus geöltem Holz. "Alles wird gut",
flüsterte sie, während aus der Ferne leises Donnergrummeln zu hören war,
welches sie in diesem Moment an ein urzeitliches Monster erinnerte. "Das
ist ganz normal. Es ist nur das Holz unter dir und das Gewitter über dir. Du
hast es schon 100 Mal gehört."
Die Versuche sich selbst zu beruhigen halfen ihr in dieser
verhexten Nacht nur wenig. Warum hatte sie nur einen Horrorfilm ansehen müssen,
wenn sie alleine in einem fremden Haus war? Sie war selbst schuld, sagte ihr
Verstand, als sie den Gang im Dachgeschoss erreichte. Es gab keine Monster,
keine verrückten Mörder oder Gespenster, die irgendwo auf sie warteten. Niemand
lauerte in der Dunkelheit, nur ihre Fantasie, die sich verselbstständigt hatte.
Eine Kaskade aus Licht zuckte über den Himmel. Durch das schmale
Fenster am Ende des Gangs fiel ein bläulicher Schimmer in die Finsternis und
plötzlich starrte Miriam in das Gesicht eines alten Mannes. Sie ließ ihr Handy
fallen und taumelte zurück. Die Wand stoppte ihre Bewegung. Panisch presste
sich das Mädchen an die rauen Fasern einer alten Tapete. Erneut zuckte ein
Blitz über den Himmel. Während der Donner die alten, einglasigen Fenster
erzittern ließ, sah sie erneut das Bildnis eines Mannes aus vergangenen Zeiten.
Es war das Gemälde eines alten Adligen, dem das Landhaus vor vielen Jahren
gehört hatte. Sein strenger Blick traf sie für einen Herzschlag, bevor er
wieder in der Dunkelheit verschwand.
Hastig tasteten sich die Hände des Mädchens an der Wand
entlang. Endlich fand sie die Tür zu ihren Zimmer. Ihre Finger packten den
Griff, öffneten die Tür und binnen eines Augenblicks war sie auch schon in
gefühlte Sicherheit ihres kleinen Gästezimmers entschwunden. Der Schlüssel
steckte und sie drehte ihn augenblicklich.
Ein lautes Seufzen kam ihr über die Lippen. Sie hatte es
geschafft. Erleichterung machte sich breit. Die massive Tür, die sie gerade
hinter sich zugeschlagen hatte, bot so viel Sicherheit, wie es in diesem Haus
nur geben konnte. "Du bist hier in Sicherheit", sagte die Stimme in
ihrem Kopf. War sie denn überhaupt in Gefahr gewesen? Nein, oder? Die zahlreichen
Porträtbilder im Haus und die bloße Dunkelheit stellten keine reale Gefahr dar.
Und den Mörder aus dem Film gab es auch nicht. Zumindest behauptete ihr
Verstand dies.
Miriam wollte auf Nummer sicher gehen und ging zu der
Komode, deren Umrisse sie nur erahnen konnte, bevor das Licht eines Blitzes
durch das Dachfenster eindrang, und den Raum für einen Moment erhellte. Ihre
Finger zitterten, als sie über das geölte Holz des alten Möbelstücks tastete.
Schließlich fand sie, wonach sie die ganze Zeit gesucht hatte. Eine Schachtel
mit alten Streichhölzern, die sie schon am ersten Tag hier im Zimmer bemerkt
hatte.
Sie nahm eines der Hölzer und rieb über die Reibfläche. Mit
einem Zischen entzündete sich die Flamme. Warmes Licht ging von dem Streichholz
aus, während sie es anhob und damit die erste Kerze im Leuchter anzündete. Es
war ein altes Stück, doch die Kerzen in ihm wirkten neumodisch und ungenutzt.
Ihre Tante und ihr Onkel hatten bestimmt nichts dagegen, wenn sie diese
ansteckte, beruhigte sie ihre immer noch flackernden Gedanken.
Erst als alle fünf Kerzen an dem antiken Kerzenleuchter
brannten, ließ die Anspannung nach. Die freundliche Helligkeit der Flammen
schien ihr eine Last von tausend Tonnen abzunehmen. Das Spiel von Schatten und
Licht flog über ihre Miene, die nun so etwas wie ein Lächeln formte. Nun da die
Angst nachließ, machte sich Müdigkeit in ihr breit. Erschöpft ließ sich die
Rothaarige in das Himmelbett fallen, welches gegenüber der Komode stand. Da sie
sowieso nur einen Slip und ihr langes Shirt trug, welches sie auch als
Nachthemd nutzte, musste sie sich nicht einmal groß umziehen, sondern begnügte
sich damit, die Decke über ihren jugendlichen Körper zu ziehen.
Während sie sich in das weiche Federkissen ihres Bettes
kuschelte, betrachtete sie den Kerzenleuchter. Draußen tobte immer noch das
Gewitter, doch das Licht der Kerzen verzauberte sie. Es war fast so, als wenn
es sie in eine andere Welt führte. Eine Welt, in der es keine Angst, keine
Gefahr, sondern nur Geborgenheit gab. Selbst das alte Bild an der Wand schien
nun auf einmal freundlich. Es zeigte keinen finsteren Mann, der aus einem
düsteren Märchen kam, sondern einen gut gebauten Soldaten in schwarzer Uniform.
Sein Hand lag auf dem Griff eines Säbels, während seine Augen direkt auf sie
gerichtet waren.
Hatte ihre Tante nicht einmal sogar etwas über das Bild
erzählt. Es war, so glaubte Miriam sich schwach zu erinnern, ein Schwarzer
Jäger. Ein Vorfahre ihres Onkels, der vor 200 Jahren gelebt hatte. Die
Schwarzen Jäger kämpften als so genantes Freikorps gegen die Franzosen in den
Befreiungskriegen gegen Napoleon. Der Legende nach leitete sich von ihren
Uniformen die heutige Flagge von Deutschland ab: Schwarzer Stoff, roter Kragen,
goldene Knöpfe.
Das Mädchen hatte dem Bild bis dahin wenig Beachtung
geschenkt. Es war einfach dagewesen, hier in ihrem Exil auf dem Land. Nein, es
war ihr nicht einmal aufgefallen, genauso gut hätte hier ein Landschaftsbild
hängen können. Es gehörte zu dem Haus, das der Familie ihres Onkels schon seit
Jahrhunderten bewohnte. Als normaler Teenager hatte Miriam nicht viel übrig für
die Relikte der Vergangenheit. Und doch war an ihm etwas anders. In dieser
Nacht gefiel dem Mädchen der entschlossen, feurige Blick des Recken, der von
seinem Platz aus über sie wachte. Sie lächelte sogar verschmitzt und auch er
schien im Licht der Kerzen zu lächeln, welches der Leinwand scheinbar Leben
einhauchte. Manchmal war es schön, einen tapferen Ritter an der Seite zu haben.
Wie war wohl sein Name? "Richard", sagte die innere Stimme. Hatte ihn
ihre Tante Anne genannt, als sie ihr eine Führung durch das Haus gegeben hatte?
Das Gewitter schien immer noch heftig zu wüten, doch Blitz
und Donner zogen weiter. Immer wieder sah Miriam über das weiße Bettzeug, was
wohl ebenfalls schon viele Generationen alt wirkte, zu dem Gemälde. Das Licht
der Kerzen schien dem Abbild des Mannes Leben einzuhauchen, doch das Mädchen
hatte keine Angst vor ihm. Er gefiel ihr sogar. Sie fragte sich sogar, was für
ein Mensch Richard wohl gewesen war. Friedliche Gedanken, während sie immer
mehr ins Traumreich hinüberglitt.
"Also gut, Richard. Dann verbringen wir beide also die
Nacht miteinander", murmelte Miriam leise und neckte dabei sich selbst.
Was war sie nur für ein Feigling gewesen. Nur wegen eines Stromausfalls und
eines Gewitters so in Panik zu geraten. Jetzt, da die Angst verfolgen war,
konnte sie darüber Lachen. Sie kuschelte sich in die Decke, so wie sie sich von
vor wenigen Wochen an ihren Exfreund geschmiegt hatte. Ihre nackten, zarten
Schenkel rieben sich an dem Stoff und eine Woge des Wohlgefühls stieg in ihrem
Unterleib auf. "Gute Nacht", haucht ihr die Stimme in ihrem Kopf zu,
bevor sie schließlich wegschlummerte.
***
Das Licht der Kerzen erhellte das Gästezimmer des alten
Landhauses. Die Decke war zur Seite gerutscht und offenbarte die nackten Schenkel
des Mädchens. Mit leisem Seufzen schien sie sich an dieser zu reiben, so als
würde sie träumen. Unruhig gruben sich ihre Hände in das Laken, während sie im
Schlaf keine Ruhe fand.
Wild wandte sie ihren Kopf hin und her. Ihr rotes Haar glich
im Zwielicht der Mähne eines wilden Tieres. Sie war jung, hübsch und offenbarte
nun im Schlaf ihre Reize ganz freigiebig, den neugierigen Blicken eines jeden,
der ihr ansichtig wurde.
In dieser Nacht gab es jedoch nur einen Mann, der sie
beobachtete. Großgewachsen und mit dunklem Haar stand er am Fußende ihres, von
einem Baldachin überdachten Bettes. Er trug die schwarze Uniform, wie man sie
vor 200 Jahren getragen hatte. Zeitloses Schwarz, welches nun seine imposante
Erscheinung widerspiegelte. Einst war er ein Idealist in der Zeit des Sturm und
Drangs gewesen. Eine Zeit, in der die Welt von neuen Ideen geschwängert wurde,
bis man sie aus den Angeln hob. Eine Zeit, in der ein Feuersturm durch das
Dickicht alter Ordnung fraß, der Generationen auf blutigen Schlachtfeldern
verzehrte.
Doch nicht die Schatten der Vergangenheit trieben ihn nun
an. Nein, die jugendliche Schönheit war es, die sein Handeln bestimmte. Mit
einer geschmeidigen Bewegung ließ er sich am Rand des Bettes nieder. Sein Blick
haftete immer noch an den Schenkeln des Mädchens, welche sich vor ihm im
Traumland rekelte.
"Ich will dich pflücken, meine Blume", hauchte er
leise und kniete sich auf die Matratze. Seine, mit schwarzen Lederhandschuhen,
verhüllten Hände griffen nach ihren schlanken Waden und streichelten über
diese. Bereitwillig öffnete das junge Weib ihren Körper für das Bild von einem
Mann, welches mitten in der Nacht zu ihr gekommen war.
Der Schwarze Jäger lächelte lüstern ob seiner willigen
Beute. Er senkte seinen Kopf und küsste die Innenseite ihrer Beine, kostete von
der zarten Haut, kostete von ihrer Jugend. Ein leiser, wohliger Laut war alles,
was das Mädchen von sich gab. Seine Hände wanderten weiter über die Haut des
bezaubernden Geschöpfes, welches so unschuldig vor ihm lag. Ihr Duft stieg auf
aus dem von dünnen Spitzenstoff verfüllten Dreieck zwischen ihren Schenkeln.
***
Miriam kaute auf ihrer Lippe, als sich ihr Slip langsam über
ihre dünnen Beine schob und schließlich auf dem Boden landete. Ihre Augen
blieben geschlossen, als ihre Schenkel aufs Neue geöffnet wurden. Ungeschützt
offenbarte sich ihr Geschlecht nun den lusttrunkenen Blicken des Mannes, der in
dieser Gewitternacht zu ihr gekommen war.
Sein Kopf senkte sich erneut zu ihrem Unterleib hinab und
einen Augenblick später fühlte das Mädchen die warme Zunge des Mannes, wie er
durch ihre zarte Blüte leckte. Ein Schauer durchlief sie und ihr Körper erbebte
leicht. Ihre Laute jedoch wurden von dem Donnergrollen des Gewitters überdeckt.
Ihre Augenlider öffneten und schlossen sich im Taumel der
eigenen Lust. Gefangen von der Sehnsucht ließ sie sich treiben und führen. Die
starken Hände des in schwarz gekleideten Mannes glitten hinab bis zu ihren
Knien und drückten sie weiter auseinander, so dass die jungen Blüte der sich
vor Lust windenden jungen Frau weiter öffnete.
Abermals setzte die Zunge des Mannes an. Er berührte die
kleine Pforte ihres noch jungfräulichen Darms. Mit der Spitze umkreiste er
diesen Ort verbotener Lüste, bevor er mit festem Druck hinaufwanderte. Einem
fleischgewordenen Pflug gleich durchfuhr er das Tal zwischen ihren
geschwollenen Schamlippen, die sich wie das Meer vor Moses teilten.
Ein lautes, unüberhörbares Stöhnen entkam diesmal aus dem
leicht geöffneten Mund des Mädchens, deren Augenlieder leicht flackerten.
Elektrisierende Wellen strahlten hinein in ihren Körper. Noch nie zu vor war
Miriam von einem Mann geleckt worden. Das Gefühl war etwas vollkommen Neues. Es
erregte sie und raubte ihr fast den Atem, während sie langsam aus dem Schlaf zu
erwachen schien.
Genießend streichelte die Zunge des Mannes weiter über ihr
sensibles Geschlecht. Der Schwarze Jäger kostete von ihrem jungen Nektar, der
sich für ihn bereitwillig bildete. Er schleckte über ihren Kitzler und küsste
ihn, als wäre es ein Heiligtum, welches verehrt werden wollte.
Die Hände des Mädchens wanderten hinab an ihrem Körper,
während ihr Shirt wie von Geisterhand hinaufwanderte. Sie streichelte sich
selbst, wanderten mit den Fingern über ihre kleinen, festen Brüste und
verstärkte damit noch die Schauer ekstatischer Lust, die wie Blitze durch sie
hindurchfuhren. Immer noch nicht bei klarem Verstand hob sich ihr Becken
verlangend dem Fremden entgegen. Ohne klare Befehle ihres Kopfes wollte sich
ihr Körper dem Mann einfach nur hingeben, der sie gerade so köstlich verwöhnte.
Das Stöhnen wurde lauter und bekam einen Rhythmus, der einem
exotischen Gesang gleich von der aufkommenden Geilheit erzählte, die in ihrer
Intensität mit jedem Sommergewitter mithalten konnte. Ein ums andere Mal
umkreiste die Zunge des Mannes das Lustzentrum des rothaarigen Mädchens, bis
ihre Hände schließlich den Schopf des Fremden packten und seinen Kopf gegen ihr
Geschlecht pressten.
Miriams Stöhnen wandelte sich in lautes, tiefes Keuchen. Und
während sich über dem Haus aufs Neue eine Kaskade aus Blitzen entlud, erreichte
das Mädchen den ersten Gipfel ihrer Leidenschaft. Das Haus zitterte unter dem
heftigen Donnergrollen, welches über das alte Gemäuer hereinbrach. Sie riss die
Augen weit auf und presste mit beiden Händen den Kopf des fremden Mannes gegen
ihre pulsierende Vagina. Miriams Becken bebte und zuckte heftig. Der Orgasmus
schien sie gänzlich in einem Kokon aus ekstatischer Lust gefangen zu halten,
bis sie schließ erschöpft keuchend zurück in ihr Kissen sank.
Momente vergingen, in denen langsam Ruhe einkehrte. Selbst
das Gewitter schien nach dem letzten Aufbäumen an Kraft verloren zu haben.
Miriam lag mit weit geöffneten Schenkeln auf dem Bett. Die Hände lagen wieder
auf dem Laken. Sie zitterte leicht. Nicht vor Kälte sondern von Erregung und
Unsicherheit. Ihr Blick war starr nach oben gerichtet, so als wagte sie es
nicht, an sich herabzublicken. War der Mann noch da, oder war alles nur ein
unbeschreiblich erotischer Traum gewesen? Einen, wie sie ihn noch nie in dieser
Art gehabt hatte.
Trunken von den Nachwirkungen des gerade durchlebten
Orgasmus, glaubte sie sogar noch die Hände des Mannes zu spüren. Sie glaubte
seinen Atem zu hören, während sie ihrem eigenen Herzschlag lauschte. War er da?
War er real, oder nur ein Teil ihrer Fantasie?
Sie hörte, wie das Bett knarrte und dann spürte sie es.
Jemand war da. Jemand war mit ihr im Bett. Immer noch wagte sie es nicht, ihren
Blick zu senken, um ihn im schwachen Licht der Kerzen zu betrachten. So konnte
Miriam nur erahnen, wie er, der Fremde in ihrem Bett, die Handschuhe langsam
auszog. Verborgen vor ihr blieb, wie er Hose und Jacke öffnete. Erst als er
sich über sie beugte, konnte sich das Mädchen der offensichtlichen Realität
nicht mehr entziehen. Wie aus dem Nichts erschien auf einmal das Gesicht des
Mannes, welches sie von dem Gemälde kannte in ihrem Blickfeld.
"Hallo meine kleine Prinzessin", hauchte ihr die
Stimme zu. Die selbe Stimme, die sie schon öfters in ihrem Kopf gehört hatte.
Eine warme, kräftige Männerstimme. Auch wenn die Stimme sie bis dahin immer
beruhigt hatte, so zitterte sie diesmal trotzdem, als er sich weit über sie
beugte.
"Hab keine Furcht, ich werde ganz vorsichtig sein bei
unserem ersten Mal."
Erste Mal? Miriam war verwirrt. Sie spürte, wie das Geschlecht
des Mannes, dessen Name Richard war, sich an ihrem Unterleib rieb. Sie fühlte
seine Eichel, wie er sie an ihre feuchte Vulva heranführte. Aber es war doch
nicht ihr erstes Mal. Das hatte sie doch mit Michael gehabt, oder? Plötzlich
war in ihr dieses Unsicherheit. Ungewissheit, was den Realität und was Traum
war.
Seine warme Hand legte sich auf ihre Wange, während die
andere über ihren bereits entblößten Busen streifte. Ihr Shirt war bereits bis
über die Brüste hochgerutscht und bedeckte nun nichts mehr, das sie sonst damit
vor neugierigen Blicken versteckte. Seine Handfläche fühlte sich warm an und
instinktiv schmiegte sich das Mädchen an sie.
Ihre Brustwarzen waren bereits zuvor hart geworden, doch
jetzt, da die Hand des Mannes über sie streichelte, sendeten sie Impulse,
schmerzhafter Lust aus. Fest, wie kleine Kirschkerne, reckten sie sich ihm
neckisch entgegen. Miriam genoss die Berührung. Seine Berührung, mit der er sie
ganz und gar gefangen hielt. Sie hätte schreien oder um Hilfe rufen müssen. Sie
hätte sich wehren sollen, doch nichts davon tat das Mädchen.
Schließlich griffen seine Hände nach dem Shirt und streiften
es ihr ab. Willig hob Miriam die Hände und half ihm dabei. Keine Scham, nur das
Verlangen nach ihm war in ihr vorhanden. Sie wollte ihn, wollte seine
Männlichkeit, seine Nähe. Längst war er dem Bild entwachsen, aus dem sie ihn
kannte. Richard war real. Ein kräftiger Mann von Anfang dreißig, der es wusste
eine Frau zu lieben und zu verführen. Er dränge sie nicht, sondern spielte viel
mehr mit ihrer Lust, während sich sein Geschlecht an dem ihren rieb.
Miriam seufzte lüstern vor erneutem Verlangen. Das Becken
des Mädchens reckte sich ihm willig entgegen, während seine Hände die ihren
über dem Kopf gefangen hielten. Sie sehnte sich danach, dass er sie endlich
nahm. Sie wollte ihn spüren, ihn, den sie doch gar nicht kannte.
"Du kennst mich, Prinzessin", hauchte er der
Rothaarigen zu und sie glaubte ihm. Er war der Mann ihrer Träume. Ein Mann, der
immer schon für sie da war, auch wenn sie ihn in der Hektik ihrer Welt nie
bewusst wahrgenommen hatte.
"Nimm mich", flüsterte der Glanz in ihren Augen
als unausgesprochenes Verlangen. "Bitte!"
Ein Lächeln huschte über seine Miene. Ein Lächeln, welches
Wärme und Lust zu gleichen Teilen widerspiegelte. Langsam beugte er sich über
sie. Immer noch hielten seine Hände die ihren mit festem Griff gefangen,
während seine Lippen die ihren berührten. Es war dieser Moment, als sein Glied
die Öffnung ihres Geschlechtes passierte und mit einem Mal tief in sie hinein
fuhr. Bereitwillig hieß ihn ihre enge Grotte willkommen. Bereitwillig genoss
sie den Augenblick, als er sie zum ersten Mal vollständig ausfüllte.
Ihr Mund öffnete sich in einem Aufschrei der Lust. Nur einen
Herzschlag später drang die Zunge des Mannes in sie ein. Sie traf auf die ihre
und beide verschmolzen in einem fast sakralen Kuss. Sein Becken stieß gegen
ihren Unterleib und trieb dabei den großen Riemen seiner Männlichkeit hinein in
ihren Schoß, nur um ihn dann erneut zurückzuziehen, bevor er sich auf den
nächsten Stoß konzentrierte.
Ja, dies war wirklich ihr erstes Mal mit einem Mann. Kein
kindliches Spiel sondern wirkliche Leidenschaft. Er nahm sie mit ganzer Kraft
und jede Bewegung schien sie aufs Neue in einen Strudel aus ekstatischer Wolllust
zu fühlen. Es war nicht nur die Größe seines Gliedes, welches in ihr den
Tsunami der Lust entfachte. Es war die dominante und doch liebevolle Art, die
in ihren Bann zog und nicht mehr losließ.
Seine Lippen lösten sich von den ihren. Speichelfäden verbanden
immer noch ihre Zungen. Der Schwarze Jäger beugte sich über sie und presste
dabei ihre Arme immer noch fest aufs Bett. Er bewegte sich voller Energie und
Leidenschaft. Einem wilden Stier gleich, der in die Arena der Lust eintauchte.
Willig ließ sie sich von ihm nehmen, während der Duft seines
Körpers in ihre Nase stieg. Er roch nach wildem Abenteuer, roch nach Pferd und nach
männlicher Lust. Seine Augen fixierte sie, so als wollte er sie hypnotisieren.
Mit jedem Stoß seiner Lenden verlor sie sich mehr in diesen wunderschönen
Augen, die im schwachen Licht der Kerzen rötlich aufflackerten.
Alles schien für Miriam so surreal. Was gerade geschah,
konnte, durfte eigentlich nicht sein und doch war es zu ihrer Realität
geworden. Der Mann aus dem Bild, der Mann aus ihren Träumen, der Mann, der nun
zu einer realen Erscheinung geworden war. Er lag auf ihr, zwischen ihren willig
geöffneten Schenkeln, die sich um ihn klammerten und versuchten, ihn noch
tiefer in sich hineinzuziehen. Ihr Körper wollte ihn, während ihr Verstand
nicht fassen konnte, was in diesem Moment mit ihr passierte. Sie ließ sich
treiben, ließ sich tief in ihr berühren. Zeit verlor jeden Bezug und nicht
einmal das draußen tobende Unwetter schien noch von Bedeutung zu sein.
Sein Schweiß tropfte auf sie herab und vermischte sich mit
dem ihren. Der Saft ihrer Lust sickerte aus ihrer Lustspalte und tränkte das
Laken, auf dem sie willig ihr Becken hob und senkte, um sich den kraftvollen
Bewegungen des unbekannten und doch so vertrauten Liebhabers entgegen zu
stemmen.
Hechelnd wie eine läufige Hündin lag sie unter ihm. Sein
heißer Atem streifte über ihre Haut. Lautes Klatschen erfolgte im Takt seiner
kraftvollen Stöße. Es war nicht nur ihr Körper, der von ihm genommen wurde,
nein, Miriam hatte in diesem Moment das Gefühl, als würde er, der vertraute
Fremde, ihre Seele nehmen. Ein Gefühl, das sie in seiner ganzen Macht ängstigte
und zugleich erregte.
Es war die finale Manifestation seiner Lust, die sie in
diesem Moment erreichte und tief in ihr einen Sturm entfachte, der einem
kosmischen Ereignis gleich durch sie hindurchfegte. Lautes, williges Stöhnen,
Keuchen und Schreien vermischte sich zu einem Kanon aus unendlicher Geilheit.
Der Körper des Mädchens bäumte sich noch einmal auf, drückte sich dem Schwarzen
Jäger entgegen und ließ tief in sich kommen. Alles schien mit einem Mal
entrückt zu sein. Das pulsierende Zucken tief in ihr, der feurige Saft, der aus
seinen Lenden tief in Schoß spritzte und sie mit seinem Samen füllte.
Die Heftigkeit ihres eigenen Höhepunkts war zu viel für sie.
Es fühlte sich an, als würde sich die aufgestaute Leidenschaft von
Jahrhunderten mit einem Mal in einem gewaltigen Blitz der Lust entladen.
Miriams Augenlieder flackerten wild, während der Griff des Mannes sie immer noch
gefangen hielt. Die Pupillen ihrer Augen verdrehten sich, so dass das Weiße zu
sehen war. Verzweifelt schien ihr Verstand gegen die Überflutung mit Reizen
anzukämpfen. Ein Kampf, den sie schlussendlich verlor.
Das Licht der Kerzen wurde immer schwächer, bis es
schließlich ganz verschwunden war. Die Kammer war nun erneut in Dunkelheit
gehüllt. Eine Dunkelheit, die nur durch entferntes Wetterleuchten hin und
wieder durchbrochen wurde. Miriams Augen waren geschlossen. Lange, gleichmäßige
Atemzüge zeugten von dem tiefen Schlaf, in den sie gefallen war. Wann immer das
Licht eines entfernten Blitzes durch das Fenster fiel, konnte man die anmutige
Silhouette des nackten Mädchens erkennen, doch von dem Mann fehlte jede Spur.
Er war in den Schatten verschwunden, aus denen er gekommen war.
***
Lautes Klopfen riss sie aus dem Schlaf. Aufrecht im Bett
sitzend blickte sich Miriam verwirrt um. Das Sonnenlicht fiel durch schmale
Fenster in ihr Zimmer. Ihr Haar hing ihr wirr ins Gesicht. "Was für eine
verhexte Nacht", sagte sie in Gedanken zu sich selbst.
Erneut klopfte es an der massiven Tür und die Stimme ihrer
Tante erklang: "Miriam, Schätzchen? Ist alles in Ordnung? Ich habe dein
Handy hier auf dem Boden gefunden. Ist irgendwas passiert?"
Miriam sah an sich selbst herunter. Sie war nackt. Slip und
Shirt lagen neben dem Bett. Ihr Unterleib fühlte sich an, als hätte man sie die
ganze Nacht über einen wilden Stier befriedigt und auch ihre Glieder schmerzten
vor Erschöpfung. Unsicher streichelte sich das Mädchen über die Handgelenke.
War alles nur ein wilder Traum gewesen? Ja, so musste es gewesen sein. Das
Laken, auf dem sie lag, war vollkommen durchnässt. So etwas war ihr noch nie
passiert.
"Nein, Tante. Alles in Ordnung!", rief sie laut
und schwang sich aus dem Bett um sich anzuziehen.
"Gut, ich habe frische Brötchen mitgebracht. Komm
runter, es gibt gleich Frühstück."
"Verstanden", bestätigte Miriam knapp. Sie griff
in ihre Reisetasche und suchte sich frische Kleidung heraus. Während sie sich
einen rosa Slip anzog, blickte sie beschämt zu dem Bild an der Wand. Richard
blickte sie an und für einen Moment glaubte sie dieselbe Lust in den gemalten
Augen zu erkennen, die sie in der Nacht zu vor in den Augen des Mannes gesehen
hatte. Ja, es war nur ein Traum gewesen, erklärte ihr der Verstand.
Ihr Schritt war immer noch feucht. Unwillkürlich streifte
das Mädchen noch einmal mit dem Finger durch ihre Scham, bevor sie den Slip
ganz hoch zog. Erneut überflutete eine Woge aus Erinnerungen ihr Bewusstsein
und sie biss sich auf die Lippe. Sie führte den Finger an ihre Nase und
schnupperte. Es roch nach Lust, nach ihrer eigenen und nach der eines Mannes.
Unsicher kostete sie. Ein salziger Geschmack der Vertrautes mit Fremdem
mischte. Ein Geschmack der so unverkennbar war. Der sich plötzlich aufdrängende
Gedanke ließ Miriam den Kopf in Richtung des Gemäldes drehen. Nein, das konnte
nicht sein, oder? Ihre Sinne mussten ihr einen Streich spielen, auch wenn der
Gedanke, so abwegig er auch war, in diesem Moment doch einen gewissen Reiz für
das Mädchen hatte.
Mit verträumtem Blick betrachtete sie noch einmal das Bild
des Mannes, mit dem sie die Nacht verbracht hatte. Sie trat an das Bild und
legte die Hand auf die Brust des Mannes. Sie schloss die Augenlider, atmete
tief durch, während Erinnerungen ihren Verstand durchfluteten. Das Bildnis war
nicht kalt, wie erwartet, nein es fühlte sich real und voller Leben an. Für
einen Moment Miriam sogar den Herzschlag des Mannes zu spüren.
Fast widerwillig löste sie ihre Hand, als sie aus der Ferne
das Rufen ihrer Tante hörte. Sie beugte sich vor und küsste das Bild noch
einmal, bevor sie sich den Bademantel überstreifte, und zu ihrem Onkel und
ihrer Tante zum Frühstückstisch eilte.
"Du siehst so glücklich aus, Kind", stellte Tante
Anne fest, als sie zum reichlich gedeckten Frühstückstisch kam.
"Fast könnte man meinen, sie hätte die Nacht mit ihrem
Geliebten verbracht, während wir weg waren", hakte ihr Onkel nach.
"Wer weiß?", meinte die Tante mit einem Lächeln
und reichte der Nichte das Handy.
Miriam errötete.
Schöne, verwunschene Geschichte. Bei dir macht Kurzgeschichten-Lesen Spass!
AntwortenLöschenFür mich eine sehr spannende Geschichte, vielleicht für den "reinen Erotik -Liebhaber" eine etwas zu lange Einleitung in die eigentliche Geschichte, aber sonst gut.
AntwortenLöschenMal wieder eine andere, fast schon romantische, Seite an Dir entdeckt.
AntwortenLöschenEs ist eine sehr schöne Erzählung. Du erzeugst diese Gewitterstimmung selbst an einem Morgen wo mir die Sonne auf den Frühstückstisch scheint.
Und jetzt...
Sehr nette Story , hoffendlich ist sie gut angekommen .
AntwortenLöschenVom Master eine 05/10.
Schönen Gruss SubSusi