Hier geht es weiter mit meiner neuen, kleinen Fantasygeschichte.
In den Fängen der Spinnenkönigin II.
Aliza versteckte sich in einem Verschlag. Die junge Magd
hatte sich gleich nach den ersten Kampfgeräuschen mit den Kindern der Bäuerin
in dem Zwischenraum versteckt, der unter der Treppe zum Keller lag. Mehrmals
waren die raschen Schritte der Angreifer zu hören, die über die hölzerne Stiege
hinauf und hinunter rannten.
Die Magd deutete den Kindern leise zu sein und versuchte ihr
Bestes, sie unter einer dreckigen Decke und zerschlissenen Kleidungsresten zu
begraben. Sie wusste, dass dieses Versteck nicht sicher war. Alleine konnte man
sich hier verbergen, doch zu dritt war der Platz kaum ausreichend. Immer wieder
fiel Staub aus den Ritzen der Treppe auf sie hinab, wenn einer der Dunkelelfen
in seiner Rüstung hastig die Stufen hinauf und hinunter eilte.
Plötzlich verstummten die Schritte direkt neben ihrem
Versteck. Die Magd hielt den Atem an und auch die Kinder verhielten sich
mucksmäuschenstill. Eine Hand griff nach dem Vorhang, der vor dem Verschlag
angebracht war. Ihr Herz schlug so kräftig, dass Aliza fürchtete, alleine dieses
Geräusch könnte sie verraten.
Die junge Frau zog das Gürtelmesser aus ihrer Scheide und überlegte
kurz, die Klinge auf denjenigen zu richten, der als Erstes ihr Versteck
lüftete. Sie hatte keine Hoffnung, sich den Weg freizukämpfen, doch wollte sie
sich auch nicht kampflos jenen Feinden ausliefern, die für ihre Grausamkeit
bekannt waren. Einen Moment lang hielt sie inne und dachte daran, wie sie als
Mädchen die gelernt hatte, die Klinge weise zu nutzen.
Aliza hörte, wie Finger sich am Stoff zu schaffen machten.
Das Messer verschwand unter ihrem Ärmel ihres Kleides. Mit einem Ruck wurde der
Vorhang zur Seite gerissen. Binnen eines Herzschlages spürte sie die Klinge
eines weißhaarigen Dunkelelfen an ihrer Kehle. Sie spürte den Schnitt nicht,
doch ein einzelner Blutstropfen bildete sich entlang der dünnen, dunklen Linie,
die sich an ihrer Schlagader befand.
"Nein, nicht!", keuchte das Mädchen und hob die
Hände. "Ich habe nichts getan. Ich wollte mich nur verstecken. Bitte tut
mir nichts. Ich bin ergebe mich."
Die deutlich sichtbare Angst in ihren Augen musste sie nicht
spielen. Unübersehbar zitterte die Magd am ganzen Körper, während sie, von der
Schwertklinge des Dunkelelfen geführt, aus dem Verschlag kletterte. Er wollte
gerade nachsehen, ob sich noch jemand darin befand, als sie fortfuhr: "Was
habt Ihr mit mir vor, Herr. Bitte tötet mich nicht."
Es wirkte. Der Mann kümmerte sich nun um seine durchaus
hübsche Gefangene, statt den Unterschlupf weiter zu untersuchen. Das
dunkelblonde Mädchen wäre fast ein wenig Stolz auf ihre Tat gewesen, wenn er
sie nun nicht in ihr sicheres Verderben führen würde. Vielleicht, aber nur
vielleicht hatte sie den Kindern damit das Leben gerettet. Dieser
Hoffnungsschimmer gab ihr Kraft.
Der Stolz in ihren Augen fiel auch dem dunkelhäutigen Elfen
auf, der noch immer kein Wort mit ihr gewechselt hatte. Im schwachen Licht,
welches durch die geöffnete Kellertür auf sie herab fiel, betrachtete er seine
Beute genau. Seine wachen, rot glimmenden Augen glitten über die in ein
einfaches Kleid gehüllte Aliza und ließen sie erschaudern. Sie versuchte nicht
an die Kinder zu Denken, die nur wenige Schritte entfernt in ihrem Versteck
lagen. Die Magd wollte sie nicht durch eine unbedachte Geste verraten.
Hoffentlich machte sie kein unbedachtes Geräusch.
Der Dunkelelf war nur ein bisschen größer als das Mädchen
und doch ging von ihm eine einschüchternde Aura aus, die jeden Widerstand zu
brechen schien. Sein langes, schneeweißes Haar fiel über die
mitternachtsschwarzen Schulterstücke aus Basiliskenleder. Auf seiner Brust trug
er das Wappen seines Hauses. Das Gesicht einer schwarzen Raubkatze, welches auf
einem blutroten Banner klebte.
Aliza kämpfte gegen die Schwäche an und hoffte doch, ihn
nicht zu provozieren. Dunkelelfen waren dafür bekannt ihre Gefangenen tief ins
Unterreich zuverschleppen. Ein Ort von dem es kein entkommen gab. Die alten
Weiber hatten im Winter oft davon erzählt, wie kleine Mädchen der
Spinnenkönigin geopfert wurden. Geschichten voller grausamer Details hatten
sich tief in ihre Seele eingebrannt. Lange hatte sie das alles als Märchen
abgetan. Nun starrte sie in die Augen einer dieser albtraumbehafteten
Kreaturen. Ihre Blicke trafen sich. Für einen Moment verlor sie sich fast in
der surrealen Schönheit seiner vom Zwielicht verschleierten Erscheinung. Schön
und tödlich zugleich. War auch der Rest von dem wahr, was man sich über das Schicksal
der unglücklichen Opfer erzählte? Sie wagte es kaum daran zu denken.
Das Gewicht des Messers in ihrem Ärmel wurde ihr wieder
bewusst. Sollte sie es nutzen? Nicht um sich freizukämpfen, nein, um ihr Leben
durch ihre oder seine Klinge zu beenden. Es war besser so. Doch Aliza traute
sich nicht. Sie wollte ihn erst weglocken. Weg von den Kindern, raus aus diesem
Keller. Das war alles was für sie noch zählte.
"Was bei ...", hauchte sie, als sie plötzlich
merkte, wie nah ihr der fremde Elfenkrieger gekommen war. Er stand vor ihr.
Schwarz, wie die Nacht. Weiß, wie der Schnee. Rot, wie das Blut. Er hobt seine
freie Hand und streifte ihr über den Hals. Sie fühlte sich kalt an. Er berührte
ihren Puls. Seine Finger legten sich leicht um ihre Kehle, während sein Blick
sie weiter fesselte. Sie wollte ihm nicht ausweichen, wollte ihre Angst nicht
zur Schau stellen. Das Atmen fiel ihr immer schwerer.
Plötzlich glaubte das Mädchen ein Lächeln in der Miene des
Dunkelelfen zu erkennen. Aliza schluckte schwer. Ein Lächeln mochte bei solch
einem Mann, der den Tiefen der Erde entsprungen war, nichts Gutes bedeuten. Die
Spitze seiner Klinge war von herabgesunken und ruhte nun auf ihrer Brust.
Jederzeit konnte er es ihr ins Herz rammen und ihr Leben beenden. Er tat es nicht.
Ein Lufthauch aus seinen Lippen streifte ihre Wangen. Es war ein schwerer Duft,
der ihr jedoch keineswegs unangenehm war.
Der Dunkelelf löste den Griff um ihre Kehle und streifte
dabei den Blutstopfen von ihrer blassen Haut. Langsam führte er ihn an seinen
Mund und leckte ihn ab. Für einen Moment schloss er die Augen und genoss den
Geschmack des Mädchens. Dann begab sich seine Hand auf Wanderschaft. Er
berührte aufs Neue ihren Hals, streichelte behutsam über die Haut der
zitternden Magd.
"Du hast Angst", hauchte er ihr zu, als er mit der
Hand zu ihrem Dekolleté hinab wanderte.
"Ja", gestand sie ihm und wunderte sich über seine
fast angenehm klingenden Worte.
"Und doch hast du den Mut, dich deiner Angst zu
stellen. Selten für einen Menschen." Seine Hand wanderte in den Ausschnitt
ihres Kleides.
Aliza rang nach Luft. Sie wusste nicht, was er nun von ihr
wollte. Kurz überlegte sie, gegen ihn anzukämpfen, unterdrückte aber den
Impuls. Sie ließ das Messer in ihrem Ärmel verborgen, auch als er mit einem kräftigen
Ruck den Stoff ihres Kleides einriss und ihre Brust damit freilegte.
"Kluges Mädchen", flüsterte er und befühlte die
zarten Knospen ihrer Weiblichkeit. Aliza spürte, wie seine Finger ihre
Brustwarzen leicht verdrehten, während ein Kribbeln durch ihr Fleisch bis in
ihren Unterleib wanderte, der sich für einen Moment anspannte. War es
tatsächlich Lust, die sie in einem Moment, so nahe am Abgrund empfand. Ihre
Beine wurden weich. Alles um sie herum begann sich für einen Augenblick zu
drehen, bis seine Worte sie wieder in das hier und jetzt zurückriefen.
"Hör zu. Hör gut zu. Ich werde dich jetzt aus dem
Keller führen, Mädchenmädchen", erklärte er ihr mit eindringlicher Stimme.
"Dort werde ich dich einer Frau vorstellen. Für sie ist das Messer, welches
du vor mir verbirgst."
"Was? Warum?", murmelte Aliza verständnislos.
Der Dunkelelf sah ihr erneut tief in die Augen. Schwarze
Blitze schienen in seiner leuchtend roten Iris zu funkeln. Dann sprach er mit
leiser Stimme zu ihr: "Ihr Tod wird das Leben jener erkaufen, die du zu
schützen suchst."
Die Magd schluckte schwer, als er auf die Kinder anspielte,
die immer noch regungslos in ihrem Versteck lagen. "Versprochen?"
"Das Ehrenwort eines Dunkelelfen zählt nicht
viel", meinte er knapp und ging einen Schritt zurück. "Aber ich
fürchte, du hast keine andere Wahl, oder?"
Aliza nickte und ließ sich von dem Mann die Treppe hinauf
führen. Angst und Zweifel nagten an ihr ebenso sehr wie die Ungewissheit. Was
ging hier vor? Sie wusste keine Antwort, als sie in das Licht des brennenden
Heuhaufens trat, welches bereit auf eine der Scheunen übergegriffen hatte.
Ok gut weiter geschrieben .
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HHH