Gefangene Braut
Mit einem Blick scheuer
Neugier sah sie zu ihm. Sie wusste nicht, was er mit ihr vor hatte, nach dem er
sie gefangen und gefesselt hatte. Er hatte sie in ein Zimmer geführt, dessen
schwaches Licht kaum ausreichte, alles zu erkennen. Doch da war dieses
Verlangen in seinen Augen, welches sie deutlich spüren konnte.
Eine Explosion aus Feuer
hüllte ein Streichholz ein, welches über die Zündfläche rieb. Die Hand des
Mannes führte es an die Kerze, deren Docht sogleich von den Flammen verschlungen
wurde. Das Licht versprach Hoffnung und zum ersten Mal konnte sie ihren
Entführer richtig sehen, wie er neben der gedeckten Tafel stand und sie
betrachtete.
„Was haben Sie mit mir
vor?“, wisperte ihre Stimme ängstlich.
„Ich werde dich zu meiner
Braut machen, meine Schönheit.“
Dem Mädchen stockte der
Atem.
„Aber ich kenne Sie doch
gar nicht!“ Die Gedanken in ihrem Kopf kreisten, so als würden die Ko-Tropfen,
mit denen er sie auf der Party betäubt hatte immer noch wirken.
„Du wirst mich
kennenlernen.“ Seine Stimme klang freundlich, aber bestimmt.
„Ich liebe Sie nicht!“
„Du wirst mich lieben
lernen“, sagte er nüchtern und trat an das Mädchen heran.
„Nein, ich will nicht!“
Zwei Mal war ein lautes
Klatschen zu hören. Zwei Mal verpasste er ihr eine schallende Ohrfeige.
„Ich werde dich lehren,
zu wollen. Ich werde dich lehren, dass es als meine Frau für dich kein Nein
mehr gibt.“
Tränen sammelten sich in
ihren Augen. Mit geröteten Wangen saß sie da und zerrte an den Fesseln, als der
Mann sich zu ihr setzte und sie fast liebevoll in den Arm nahm.
„Hab keine Sorge, meine
Schönheit. Ich werde dich alles lehren, was du für deine Zukunft bei mir wissen
musst.“
Sanft glitten seine
Finger über ihren zitternden Leib. Das Mädchen fing an, bitterlich zu weinen,
doch instinktiv schmiegte sie sich an seinen kräftigen Körper, der sie nun ganz
in Besitz zu nehmen begann.
„Keine Angst, meine Schönheit.
Ich werde für dich sorgen.“
So begann die Zähmung. Er
ließ sich Zeit. Er ließ ihr Zeit. Die widerspenstige Braut beruhigte sich
langsam. Sie gewöhnte sich an seine Berührung und schließlich ließ ihr
Widerstand unter seiner strengen Hand nach, bis sie ihn als ihren Herrn und
Gebieter akzeptierte.
Ein Weib wird bald zum Narr’n gemacht,
AntwortenLöschenWenn sie nicht Mut hat, sich zu widersetzen.
(William Shakespeare/ "The Taming of the Shrew")
Liebe Grüße von Felina, die sich gerade an "Katharina und Petruchio" erinnert fühlt
Ja, der Gedanke kam mir dann auch, als ich anfing die Zeilen für das Bild zu schreiben.
LöschenSchöne knackige Kurzgeschichte, nur der zweite Abschnitt scheint mir ein bisschen sehr theatralisch und schwülstig :-)
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