Die Geschichte ist etwas älter, aber ich habe sie noch mal überarbeitet und korregiert. Viele kennen sie vielleicht noch nicht.
Die Gladiatorin
Kapitel 1: Der Kampf
Die Sonne stand im Zenit. Gnadenlos fielen ihre Strahlen
nieder und versengten alles, was sie erblickten. Die Luft über dem Sand
flimmerte und erschuf eine imaginäre Seenlandschaft. Es herrschte angespannte
Ruhe. Vereinzelt war Getuschel zu vernehmen, das in der Hitze jedoch schnell
verschlungen wurde.
Fraya stand alleine in Mitte der großen Arena.
Schweißtropfen bildeten sich auf ihrer blassen nordischen Haut. Die junge Frau
trug einen Lendenschutz aus feinem weißen Stoff, der ihr bis zu den Knien reichte
und an der Seite von kleinen Bronzeketten gehalten wurde. Es diente wohl mehr
dazu, ihre athletische und vor allem weibliche Figur zu betonen. Denselben
Effekt sollte wohl auch ihr bronzener Brustpanzer erfüllen. Dieser umschloss
zwar ihre Brüste und verlieh ihnen zusätzliches Volumen, doch stütze er nicht
ihren Bauch, Rücken oder Schultern. Der einzige echte Schutz ihres Körpers
bestand aus ebenfalls in Bronze gefertigten Arm und Beinschienen, die ihre
Unterarme und Schienbeine schützten.
Die Kampffläche roch nach getrocknetem Blut. Sie hatte einen
Durchmesser von hundert Fuß und an den Seiten trennten zehn Fuß hohe Mauern die
Kampffläche von den voll besetzten Zuschauertribünen. Die Blicke der männlichen
und auch weiblichen Zuschauer hafteten an dem blonden Mädchen. Sie hatten heute
schon einige Kämpfe gesehen, doch dies war die erste Gladiatorin, die sie in
dieser Arena zu Gesicht bekamen. In der Provinz gab es nur wenig Exotisches,
und so wurde Fraya begafft und sicher vor dem geistigen Auge des einen oder
anderen ausgezogen.
Das lange hellblonde Haar der Kämpferin fiel in nassen
Strähnen über ihre nackten Schultern. Sie empfand es als angenehm, denn ihre
Haut war die beißende Sonne des Südens nicht gewohnt.
„Ich präsentiere ihnen Fraya, die ungezähmte Tochter eines
germanischen Fürsten", brüllte der Ausrufer der Menge von der Tribüne aus zu.
„Schon in jungen Jahren hat dieses Kind der nordischen Hölle
ganz allein einen Legionär getötet. Es brauchte mehr als sechs Männer um sie
einzufangen. Es ist uns eine große Ehre sie euch, liebes Publikum, und ganz
besonders den hier anwesenden Senatoren Gamilius Pompax und Tiberius Maximus,
zu präsentieren. Und auch hier gilt unser aller Dank unserem Stadthalter Marius
Campira, der als Schirmherr für das heutige Arena-Spektakel fungiert.“
Die angesprochenen Männer saßen in ihren weißen Gewändern
auf der Tribüne und winkten dem Volk zu. An ihrer Seite befanden sich die
Ehefrauen, so wie eine kleine Anzahl an Sklaven und Leibwächtern. Währenddessen
begannen die Männer das Mädchen mit obszönen Kommentaren zu bewerfen, und
manche Frau schimpfte lauthals auf die Fremde. Nannte sie Mörderin und Hure.
Fraya hielt den Speer in ihren Händen fest umklammert. Sie
wünschte sich innerlich, all denen, die sie beschimpften, diesen Speer in den
Hals rammen zu können. Ihr Hass auf Rom und all seine Bürger war groß und man
tat alles, diesen immer weiter zu schüren.
7 Jahre waren vergangen, seit die Römer ihr Dorf
niedergebrannt hatten und sie in die Sklaverei verschleppt wurde. Doch
11 Jahre hatte sie die Luft der Freiheit geatmet. 11 Jahre des
Friedens und des Glücks, die sie tief in sich bewahrte.
„Und hier kommt der Gegner unserer nordischen Amazone. Ihr
alle kennt ihn, den Schlächter aus dem Orient, den tapfersten Kämpfer der
ganzen arabischen Halbinsel. Unbesiegt in über 30 Kämpfen. Einen Kämpfer,
der schon die Ehre hatte, vor dem Kaiser das Blut in der Arena zu vergießen.
Elhadin der Thraker!“, brüllte der Ausrufer.
Das Gatter öffnete sich und offenbarte einen dunkelbraun
gebrannten Mann. Ein mächtiger vier Fuß hoher Schild ruhte in seiner linken
Hand. Eisenbeschläge umrandeten ihn. Seine rechte Seite wurde von einem
Bänderpanzer geschützt, der bis zu seiner Schulter hoch reichte. In der behandschuhten
Hand hielt er eines der berüchtigten römischen Kurzschwerter.
Fraya konnte sein Gesicht nicht sehen, denn der Helm
umschloss es fast vollständig. Der Schweiß rann ihr übers Gesicht und schmerzte
in ihren blauen Augen. Langsam schritt er auf sie zu. Das Herz des Mädchens
begann, schneller zu schlagen. Es war nicht ihr erster Kampf. Jahre lang war
sie für den Arenakampf ausgebildet worden. Sie hatte schon mehrere Kämpfe gegen
Frauen bestritten. Meist fanden diese jedoch bei Orgien und ohne tödliche
Waffen statt.
Dies war ihr erster Kampf in einer so großen Arena, wo nicht
länger bis zur Aufgabe, sondern bis zum Tod gekämpft wurde. In den Arenen
kleinerer Städte reichte es meist am Boden zu liegen, um den Kampf zu beenden.
Hier jedoch stimmte das Volk über das Leben des Besiegten ab. Doctius hatte ihr
das genau erklärt. Wenn sie verliert, dürfte sie nicht mit Gnade rechnen. Das
Volk liebte Blut und den Tod. Und den Tod einer schönen jungen Frau gab es nur
selten zu bestaunen. Am besten würde es den Menschen gefallen, wenn er langsam
über sie hereinbrechen würde. Ihr Blut würde im Sandboden versickern und damit
auch ein kleines Vermögen für ihren Herrn, der auf der Tribüne saß.
Der thrakische Kämpfer war inzwischen nur noch wenige
Schritte von ihr entfernt und der Arenameister gab das Signal zum Kampfbeginn.
Dies riss auch Fraya aus ihren Gedanken in den Augenblick zurück. Hastig
richtete sie den Speer auf ihr Gegenüber aus. Im Kampf gegen einen Thraker
hatte sie die Reichweite ihres Speers zur Verfügung.
Normalerweise kämpften Speerkämpfer mit einem Netz als
Zweitwaffe. Da sie jedoch nicht über die ausreichende Kraft verfügte, hatte man
ihr nur etwas zusätzlichen Schutz in Form der Arm- und Beinschienen gegeben.
Außerdem hatte sie noch einen langen Dolch, der jetzt noch an ihrer Hüfte hing.
Barfüßig schlichen sie wie Raubkatzen um einander herum.
Ihre Füße schmerzten im heißen Sand, doch sie durfte sich nicht davon ablenken
lassen. Der Schweiß perlte ihr vom Leib. Auch der freie muskulöse Oberkörper
ihres Gegenübers zeigte den feuchten Glanz der Sommerhitze.
Die Menge tobte und verlangte nach Blut, aber noch
belauerten sich die beiden Gladiatoren. Sie gierten nach einer Schwäche ihres
Gegners, ohne sich jedoch selbst eine geben zu wollen. Fraya hielt die Spitze
des Speeres immer auf ihren Gegner gerichtet, ohne ihm jedoch ein festes Ziel
zu bieten, welches er mit seinem Schild beiseite schlagen konnte. Die Schreie
des Publikums wurden lauter.
Der Thraker ging zuerst darauf ein. Er stürmte plötzlich auf
sie zu. Sein Ausfall erfolgte mit der Geschwindigkeit einer Raubkatze und sie
konnte nichts weiter tun, als zurückzuweichen, denn der Schild drohte förmlich
ihren Speer zu zerbrechen, sollte er ihn mit voller Wucht treffen.
Sie wirbelte rückwärts um die eigene Achse und versuchte
damit, dem Schwerthieb des Mannes zu entkommen. Es gelang ihr und einen
Augenblick später kauerte sie auf einem Knie, den Speer fest abgestützt und
bedrohte so die Unterseite des Gegners. Dieser setzte jedoch sofort weiter nach.
Sie nutzte ihre Gelegenheit. Die scharf geschliffene Speerspitze schlitzte über
sein rechtes Bein, das ungeschützt war. Sie hatte ihm eine tiefe und gewiss
schmerzhafte Fleischwunde an seinem Unterschenkel gerissen. Doch nun war er an
ihr dran. Sein Schild schlug gegen ihren rechten Arm und schleuderte sie mit
Wucht zurück. Die Wunde, die sie ihm gerissen hatte, schien ihn nicht weiter zu
stören. Sie ließ ihren Speer los und rollte sich nach hinten ab. Dabei
verfehlte sie sein Schwerthieb nur um Haaresbreite und er stieß stattdessen mit
großer Wucht in den Arenasand.
Nun war der Kampf nach dem Geschmack des Publikums. Es hatte
Blut geleckt und würde nicht eher ruhen, bis es in Strömen floss.
„Töte die Schlampe", drang es aus dem Publikum. „Weide
sie aus.“
Fraya tat nun alles, um diesen Wünschen nicht nachzukommen.
Ihr Speer lag unerreichbar im Arenasand und der Thraker schritt weiter auf sie
zu. Ihre Finger umschlossen den Griff ihres Dolchs und rissen ihn aus der
Scheide. Mehrmals schlug der südländische Kämpfer nach ihr. Drei Mal konnte sie
ihm ausweichen. Zweimal parierte sie den Schlag mit ihrer linken Armschiene.
Diese trug davon tiefe Kerben und Blut sickerte hervor.
Dann entschied sich der Mann zu einer neuen Taktik. Er
stürmte abermals auf sie zu und versuchte, sie mit dem Schild umzuwerfen. Fraya
keuchte schmerzhaft auf, als das Schild sie frontal traf und ihr die Luft aus
den Lungen presste. Der Dolch glitt ihr aus den Fingern und landete einige
Schritte entfernt im Sand, während der Gladiator mit seinem Gewicht und dem
Schild auf ihr lag.
Der Thraker versuchte nun, ihr von der Seite einen tödlichen
Stoß zu versetzen. Durch das Schild, das zwischen ihnen lag, konnte er nicht
genau sehen, wohin er stach.
Fraya schrie laut auf, als er die Klinge in ihre Brust
bohrte. Ein lautes Knacken war zu vernehmen und die Klinge stoppte. Der Mann
rollte sich ab und zog seine Klinge heraus. Erschöpft trat er den Schild zur
Seite, um den Zuschauern die besiegte Amazone zu präsentieren. Aber sie war
noch nicht besiegt. Blut quoll aus einer klaffenden Wunde an der linken Brust.
Die Klinge hatte den zierlichen Brustharnisch aufgerissen. Erst eine ihrer
Rippen hatte die Schwertspitze von einem tödlichen Stoß in ihr Herz abgehalten.
Ihre Brust brannte wie die Hölle. Mit schmerzverzerrtem
Gesicht blickte sie zu ihm auf. Der Krieger zog seinen Helm vom Kopf und stand
über ihr. Seine Klinge auf ihr Herz gerichtet.
„Tot, tot, tot!“, schrien Frauen und etwas zögerlicher auch
die Männer im Chor. Nur ein junges Mädchen, das auf den Zuschauertribünen saß,
fühlte mit der Amazone, die nun doch unterworfen worden war.
Elhadin blickt zu der Tribüne, auf der der Stadthalter saß.
Das Blut des Mädchens tropfte von seinem Schwert auf den brühend heißen Sand.
Der Stadthalter blickte zu den Senatoren und den Ehefrauen und hob die Hand.
Fraya nutzte diesen Augenblick. Sie nahm all ihre
verbliebene Stärke zusammen und tat nach mit dem rechten Bein nach oben. Ihr
Fußspann traf ihn genau zwischen den Beinen. Der tonlose Schrei des Mannes hallte
durch die Arena. Sie biss die Zähne zusammen und sprang auf die Beine. Dabei
fiel ihr der zerschnittene Brustharnisch ab, und entblößte ihre jungen festen
Brüste. Ihr Ellbogen raste gegen das Kinn des Mannes, der sich noch immer von
Schmerzen winselnd nach vorne beugte, und schleuderte ihn nach hinten zu Boden.
Sie entriss ihm das Schwert und kniete sich nun mit
gespreizten Schenkeln auf seine Brust, während sie den benommenen Gladiator die
Klinge an die Kehle setzte. Fraya keuchte. Der Schmerz in ihrer Brust ließ ein
Gefühl der Übelkeit in ihr aufsteigen. Ihr Blick schweifte durch das Publikum,
das verstummt war. Das Unfassbare war geschehen.
Die Masse blickte einen unendlichen Augenblick lang auf das
blonde Mädchen, über dessen Brüste Blut und Schweiß flossen und auf das Gesicht
des besiegten Gladiators tropfte. Der Stadthalter beugte sich vor und tuschelte
kurz mit den beiden Senatoren. Beide besaßen Gladiatorenschulen und beide
hatten hier einen Kämpfer in der Arena. Das Volk hatte keine Entscheidung
gefällt und so oblag es ihm, dies zu tun.
Der Stadthalter erhob den Daumen. Fraya ließ erschöpft die
Klinge in den Staub fallen. Erste Jubelrufe waren zu hören. Doch für das
Mädchen klangen sie nur als fernes Echo. Ihr Körper, ihre Glieder, ihr Kopf fühlten
sich leer an. Ausgelaugt. Dieses dumpfe Gefühl griff immer weiter um sich.
Schließlich wurde ihr schwarz vor Augen. Sie spürte noch ein paar kräftige
Hände, die sich um sie legten. Dann wurde sie von dem Nichts in ihrem Kopf
fortgerissen.
Eine Geschichte ganz nach meinem Geschmack. Ich steh auf starke Kämpferinnen. ;-)
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