Die Assassine und der Magier Teil 30
Alric:
Auch wenn es bereits
wieder später Nachmittag war, brannte die Sonne heiß auf den von Steingebäuden
umringten Platz nahe des kleine Hafens. Die Natur schien den Atem anzuhalten,
denn kein Windhauch blies über die Haut der anwesenden.
Orphilia war zwischen
zwei Pfähle gebunden. Der Kopf des Mädchens war gesenkt. Den ganzen Tag stand
sie dort. Schweißperlen zierten ihre dunkle Haut. Sie war vollkommen nackt, und
anders als bei Lhynne, zierten keine Schmuckstücke, Bandzeichen oder ein Halsband
ihren Körper.
Alric saß an einer Tafel,
die man für ihn vorbereitet hatte. Diesmal hatte die Dorfbewohner reichlich
aufgetischt. Fleisch, Fisch, Obst und verschiedene Meeresfrüchte waren für den
Herrscher aufgetischt worden.
„Bedien dich“, meinte Alric
knapp, der in der Zeit von Lhynnes Bewusstlosigkeit dreimal Gegessen hatte.
Lhynnes Platz war zu
seiner Rechten, während Orphilias Vater zu seiner Linken saß. Er war der
Verwalter doch in diesem Moment wusste der Mann, dessen Alter man wesentlich
besser erkennen konnte als Alrics, dass seine Zukunft auf Messers Schneide lag.
„Es tut mir sehr leid,
dass diese Sklavin Euch enttäuscht hat, Herr.“ Er vermied es diesmal bewusst,
auf seine Verwandtschaft hin zu weißen. Er wusste zwar nicht was vorgefallen war,
doch es war ihm klar, dass Orphilias Schicksal düster sein würde. „Soll ich sie
für euch töten, Herrin?“
Lhynne:
Lhynne blinzelte, als sie
hinaus ins Freie trat, so sehr blendete die Sonne sie im ersten Moment. Auch
wenn Alric sie nicht in einem dunklen Verließ gefangen hielt, war es doch eine
geraume Weile her, seit die Sonne Stygiens das letzte Mal ungefiltert auf sie
hinab gebrannt hatte und die Aquilonierin wünschte sich augenblicklich in die
kühleren Räumlichkeiten zurück. Da sie allerdings wusste, wie sehr ein
Fehlverhalten ihrerseits auf ihren Herrn zurück fallen würde, bewegte sie sich
mit eleganten Schritten auf die reich gedeckte Tafel zu, ganz so, als würde sie
die Hitze nicht einmal bemerken. Sie hoffte allerdings inständig, dass das Spektakel
nicht allzu lange dauern würde.
Orphilia lediglich eines
flüchtigen Seitenblicks würdigend, trat sie an Alrics Seite, knickste anmutig
und nahm Platz. Der Stuhl hatte sie verunsichert, hatte sie doch eigentlich
damit gerechnet, neben ihm auf dem Boden knien zu müssen, doch da der Platz
relativ offensichtlich für sie frei gehalten worden war, setzte sie sich ohne
zu Zögern.
Auf das "Bedien
dich" hin musste Lhynne einen nicht unbeträchtlichen Teil ihrer
Selbstbeherrschung aufbringen, um sich nicht wie eine Verhungernde auf das
Essen zu stürzen. Die verschiedenen Speisen dufteten und sahen jede für sich
köstlich aus, doch alleine beim Anblick des Essens krampfte ihr Magen sich
schmerzhaft zusammen und sie schaffte es gerade noch eben so, das vernehmliche
Knurren mit einem falschen Husten zu überdecken.
Höflich drapierte sie ein
wenig Obst, sowie zwei Stücke verschiedenen Fischs auf ihrem Teller und begann
langsam zu essen. Den Mann zu Alrics linker Seite hatte sie im Hinsetzen kurz
gemustert. Eine gewisse Ähnlichkeit ließ darauf schließen, dass es sich um
Orphilias Vater handelte, also den Mann, der in ihren Augen die meiste
Mitschuld trug. Dass dieser nun ohne mit der Wimper zu zucken bereit war, seine
Tochter über die Klinge springen zu lassen, um seinen Hals zu retten, passte
ins Bild.
Allerdings zeigte er mit
seinem Vorschlag nicht nur, was für ein feiges Schwein er - in Lhynnes Augen -
war, er brachte sie damit auch gleich in eine nicht ungefährliche Situation.
Alric hatte sie zwar vorgewarnt, dass die Menschen sie hier als Herrin ansehen
würden, doch hatte sie gehofft, dass man ihr das Leben des Mädchens nicht in
der Öffentlichkeit in die Hände legen würde. Alleine mit Alric hätte sie gerne
um Orphilia gefeilscht, doch hier würde man eine durch und durch souveräne
Antwort von ihr erwarten.
In Ruhe zu Ende kauend
richtete sie ihren Blick auf die junge Sklavin. Sie konnte nur vermuten, wie
lange Orphilia dort schon in ihren Fesseln hing. Nachdenklich musterte sie den
schweißüberströmten nackten Körper, ehe sie sich wieder dem Verwalter zu
wandte.
"Sie zu töten wäre
eine Verschwendung. Ich denke, mein Herr würde weitaus mehr davon profitieren,
wenn sie lebt."
Alric:
Hilflos musste Orphilia
miterleben, wie über ihr Schicksal beraten wurden, während die Menschen des
Dorfes sich zu einer Art Festbankett um ihren nackten Körper versammelt hatten.
Während Herr und Herrin
mit ihrem Vater an einer Tafel saßen, bleiben auch die anderen Bewohner nicht
hungrig. Der Meister hatte sie offenbar eingeladen, sich zu einem gemeinsamen
Mal am Platz zu sammeln. Fisch und Gemüse war reichlich vorhanden. Auch ein
paar frisch geschlachtete Ziegen wurden über dem Feuer gegrillt.
Der Duft nach frischem
Braten ließ das Mädchen ihren ganzen Hunger spüren. Zwei Tage lang ohne Essen
und Trinken hatten seine Spuren hinterlassen. Besonders der Durst hatte sie
jedoch geschwächt. Der Knebel saß so, dass ihr Mund weit geöffnet war. Inzwischen fühlte sich dieser ganz ausgetrocknet an. Auch wenn ein
der Dorfbewohner, Evan, der sie schon oft heimlich aufgelauert und berührt
hatte, immer wieder mit einem in Essig getränkten Schwamm vorbei kam und ihr
die Lippen befeuchtete. Unbemerkt von
den anderen Dorfbewohnern streichelte er dabei über ihre intimen Stellen und
flüsterte ihr böse Worte zu.
Alric schien davon nichts
mit zu bekommen, zumindest beachtete er die Sklavin weniger, als ihren Vater.
Er lauschte seinem Vorschlag und auch der Wiederung seiner Leibsklavin, die
ganz offensichtlich ein Interesse an dem Mädchen hatte, auch wenn Alric von
ausging, dass dieses eher ein unterschwelliger Instinkt war, der sie zur
Beschützerin machte. Oder war es etwas anderes?
Magie konnte großen
Einfluss haben. Ähnlich wie bei der Droge könnte es auch sein, dass Lhynnes
Körper Geschmack an der Kost gefunden hatte, die das mit wilder Magie gesegnete
Mädchen ihr bereitet hatte. Ein interessanter Gedanke, der im Moment aber keine
Bedeutung hatte.
„Meine Lhynne ist wie
immer sehr praktisch“, erklärte Alric. „Ich denke sie sorgt sich um meinen
Besitz, wie es auch ein guter Verwalter tun sollte. Dinge von Wert sollten
nicht verschwendet werden, ohne dass sie noch einen Nutzen haben.“
„Gewiss Herr“, meinte der
Verwalter beschämt.
„Was den Profit angeht
…“, Alric schien kurz zu überlegen. Er betrachtete seinen Verwalter und
anschließend Lhynne. Bevor jedoch ein weiteres Wort über seine Lippen kam,
ergriff der Verwalter selbst das Wort.
„Ihr könntet sie als
Sklavin in den Norden verkaufen. Die Wilden dort würden für eine jungfräuliche
Blüte des Südens bestimmt viel geben. Auf der anderen Seite Herr, könntet ihr
gewiss auch eurer Vergnügen mit ihr haben. Ein Mann von eurer Macht weiß
bestimmt ein Mädchen wie sie zu Unterwerfen. Oder ihr könnt diese Arbeit
verdienten Männern auferlegen, wenn ihr es selbst nicht tun wollt. Eine
öffentliche Darbietung wäre bestimmt für die Moral ganz förderlich.“
Die Stimme von Orphilias
Vater klang laut und deutlich, so dass jeder sie vernehmen konnte. Bestimmt
würde manchen der Männer bei diesen Worten jetzt schon das Blut in die Lenden
fließen, denn Orphilia war wirklich eine hübsche Blüte, der gerne gepflückt
würde. Alric jedoch schwieg erst einmal.
Lhynne:
Dankbar, dass Alric erst
einmal das Wort ergriff - und vor allem zutiefst erleichtert, dass er an ihrer
Antwort offenbar nichts auszusetzen hatte - widmete Lhynne sich ihrem Essen.
Gerade so schnell, dass es nicht unhöflich wirkte, leerte sie ihren Teller und
füllte ihn anschließend sogleich wieder. Ihr Herr hatte ihr erlaubt, sich zu
bedienen und genau das tat sie. Der Fisch und das Gemüse schmeckten köstlich
und wer wusste schon, wann sie das nächste Mal etwas zu essen bekommen würde.
Um der Hitze Herr zu werden, trank sie zwischendurch immer wieder einen Schluck
aus ihrem Becher, verdünnte den Wein aber stark mit Wasser. Hitze und Alkohol
waren eine gefährliche Kombination und sie wollte einen klaren Kopf bewahren.
Orphilia würdigte sie
während dessen kaum eines Blickes. Zum einen gab es in ihren Augen nicht
wirklich viel zu sehen - das Mädchen hing immer noch so in ihren Fesseln, wie
zuvor - vor allem aber wollte sie nicht den Eindruck von zu hohem Interesse
erwecken.
Als der Verwalter Alric
dann mehr oder weniger ins Wort fiel, sah Lhynne auf. Sie würde jede Wette
eingehen, dass ihr Herr den Kerl für unfähig hielt, aber aus irgendeinem Grund
ließ er ihn gewähren, also tat sie es ebenso und aß weiter.
Was ihre Beweggründe
anging, hatte der Magier nur zum Teil Recht. Ja, einen gewissen
Beschützerinstinkt, woher auch immer der nun wieder kam, konnte sie wohl nicht
abstreiten, vor allem aber waren es inzwischen praktische Überlegungen, die sie
antrieben. Richtig eingesetzt wäre Orphilia eine Waffe, die niemand als solche
erkennen würde und deren Effektivität außer Frage stand. Gut, man würde einige
Arbeit in ihre Ausbildung stecken müssen, aber das sollte machbar sein.
Orphilias Magie selbst
noch einmal zu spüren, darauf war Lhynne allerdings ganz und gar nicht aus.
Sicher, das Erlebnis war mehr als überwältigend gewesen, aber in ihren Augen
nun einmal nicht echt. Und wenn es schon jemand schaffte, sie durch multiple
Orgasmen besinnungslos werden zu lassen, dann bitte ihr Herr.
Eher auf einem Ohr
lauschte sie den Ausführungen des Verwalters, der einem Fähnlein im Wind gleich
seine Meinung der Alrics anpaßte und ihm nun neue Ideen offenbarte. Da dieser
allerdings zunächst schwieg, ergriff Lhynne wieder das Wort.
"Nach einer
öffentlichen Darbietung wäre sie vollkommen nutzlos. Allerdings wusste ich auch
nicht, dass Ihr Probleme mit der Moral Eurer Leute habt." Sie lächelte
freundlich, ganz so, als sei ihr nicht einmal bewusst, dass sie dem Verwalter
soeben Inkompetenz vorgeworfen hatte.
Alric:
Sorgfältig hörte Alric
den beiden zu. Er verstand natürlich Lhynnes Spitze, wie er auch die Argumente
des Verwalters verstand. Geschickt hatte der Mann seine Stimme erhoben und den
Anwesenden ein Schauspiel versprochen. Dass er dabei seine eigene Tochter
opfern würde, verschaffte ihm in Alrics Augen sogar einen gewissen Respekt für
Skrupellosigkeit.
Alric selbst hatte seine
Nachkommen meist geschont. Selbst Nori war von ihm nie wirklich in Gefahr
gebracht worden, ob wohl das junge Dinge Lhynne mehrfach an den Rand ihres
Lebensfadens gereizt hatte. Orphilia jedoch war nicht Nori. Sie war Wertvoll
und zugleich war sie ein Spielball der Mächte geworden. Hier auf der Insel und
wenn man sie von hier fort brachte.
Der Schachzug des Verwalters
zwang Alric jedoch dazu, sein Spiel ein wenig abzuändern. Die Sklaven
erwarteten ein Schauspiel und sie erwarteten Härte von ihrem Herrn. Zumindest
solange es sie nicht selbst betraf. Die Tatsache das Orphilia offenbar den
schlechten Ruf ihres Vaters geerbt hatte, beschnitt die Möglichkeiten für den
Magier.
Auf seinem Thron sitzend
blickte er zu Lhynne und wartete, bis diese offenbar zu Ende gegessen hatte.
Dann griff er zu der Peitsche an seinem Gürtel und reichte sie ihr. Es war eine
Zeremonienpeitsche mit fünf schwarzen Lederriemen. Der Griff war aus Silber und
besaß Goldeinlagen in der Form einer Schlange. Ein Rubin saß am Kopfende,
welches anatomisch durchaus Ähnlichkeit mit einem Phallus besaß. Alric hatte
die Peitsche aus seiner Kammer in Khemi mitgebracht. Sie war ganz
offensichtlich nicht für den normalen Gebrauch bestimmt, auch wenn sie voll
funktionstüchtig war.
„Die Menschen erwarten
ein Schauspiel. Sie sollen eines bekommen“, sprach er leise. Er erhob sich und
streichelt Lhynne über die Wange.
„Orphilia, Tochter des
Verwalters Leorek hat meiner Leibsklavin Lhynne ein Leid angetan. Im Sinne der
Gerechtigkeit ist es an ihr, die Strafe zu vollziehen“, verkündete Alric mit
lauter Stimme. „Ob sie Orphilia die Peitsche oder einen Kuss gibt, dass obliegt
ihr alleine. Ich denke sie wird richtig entscheiden.“
„Verwalter Leorek folgt
Euer Herrin zum Richtplatz. Ihr werdet bestimmt dabei sein wollen.“
Der Verwalter nickte.
Lhynne:
Lhynne verstand Alrics
Gelassenheit nicht wirklich. Sie hatte ihn so oft wegen Nichtigkeiten aus der
Haut fahren sehen, dass sie fest damit gerechnet hatte, dass er den Verwalter
in seine Schranken weisen würde. Der Mann hatte ihn brüskiert, indem er ihm am
ersten Tag nicht einmal ein Essen hatte zubereiten lassen und nun erwies er
sich als intriganter Speichellecker. Aber natürlich stellte die Aquilonierin
die Reaktion ihres Herrn nicht in Frage, schließlich war sie nicht lebensmüde.
Vielleicht, wenn Alric guter Stimmung war, würde sie ihn später nach seinen
Beweggründen fragen, aber nicht, um ihn zu kritisieren, sondern aus schlichtem
Interesse.
Trotz ihres anfänglichen
Heißhungers aß Lhynne relativ zügig zu Ende. Ihr Körper hatte sich mit der Zeit
an die unregelmäßigen und meist eher kleinen Portionen gewöhnt und abgesehen
davon machte ihr die Hitze langsam aber sicher zu schaffen.
Die Peitsche ergreifend
schloss sich ihre Hand um den Griff, nicht allerdings, ohne ihn ausgiebig zu
betrachten. Durch die fünf Riemen würde sich die Kraft eines Schlags halbwegs
gleichmäßig verteilen... wenn man denn zuschlug. Der Form des Griffes nach zu
urteilen, war die Waffe eher für einen anderen Gebrauch geschaffen, aber noch
war die Aquilonierin sich nicht sicher, was ihr Herr von ihr erwartete.
Auf seine Aussage hin
nickte sie. Sie war sich immer noch nicht gänzlich sicher, aber die Tatsache,
dass eine fünfköpfige Peitsche nicht unbedingt zu ihren bevorzugten Waffen
gehörte, trug zu ihrer Entscheidung bei. Sie wusste zwar in etwa, wie man sie
schwingen musste, aber durch die sengende Sonne würde sie selbst nach nur
wenigen Hieben schweißüberströmt nach Atem ringen und darauf war sie nicht
allzu erpicht.
Alric ein sanftes Lächeln
schenkend, als dieser ihr über die Wange streichelte und sich erhob wartete
sie, bis er sein Urteil verkündet hatte. Erst dann stand sie auf, sank erneut
in einen tiefen Knicks hinab und wandte sich ab. Sie füllte einen leeren Becher
mit der Weinschorle und hob ihn in Richtung des Verwalters. "Wir wollen
doch, dass Orphilia ihre Strafe bei vollem Bewusstsein erlebt, nicht
wahr?", erklärte sie ihre Handlung laut, ehe sie die Tafel verließ und auf
die Gefangene zuschritt.
Probehalber ließ sie
dabei die Peitsche durch die Luft fahren. Zum Teil, um ein Gefühl dafür zu
bekommen, vor allem aber des Effektes wegen. Der Knall hallte laut über den
Platz, Staub wurde aufgewirbelt dort, wo die Enden den Boden getroffen hatten
und der Luftzug streichelte durch die hellen Haare der Aquilonierin.
Bei Orphilia angelangt
schob sie die Hand, mit der sie auch die Peitsche hielt, in das schweissnasse
schwarze Haar des Mädchens und zog ihren Kopf in den Nacken. "Wenn Du
Magie wirkst, egal wie intensiv, egal, ob ich nur ein sanftes Prickeln spüre,
oder wieder die Besinnung verliere, wird mein Herr dich von jedem Mann auf dieser
Insel schänden lassen. Wieder, wieder und wieder. Du wirst um den Tod betteln,
aber niemand wird dir diese Gnade gewähren."
Lhynnes Worte waren ein
Flüstern, nicht mehr als ein flüchtiger Windhauch, der allein an Orphilias
Ohren drang. Für die anderen Dorfbewohner musste es so aussehen, als würde sie
der jungen Frau in bunten Bildern erklären, was nun auf sie zukam. Dass ihre
Drohung dabei aus der Luft gegriffen war und sie keineswegs wusste, wie der
Magier reagieren würde, sollte Orphilia ihre Kräfte noch einmal einsetzen, war
unwichtig. Lhynne wusste, wie bedrohlich ihre Stimme geklungen hatte und da die
andere Sklavin ohnehin völlig verängstigt wirkte, würde sie ihr jedes Wort
glauben.
Alric:
Auch wenn Orphilia sehr
schöpft war, musste sie durch die Fesseln aufrecht stehen. Der Knebel bestand
aus einem Metallring, der mit Lederbändern hinter dem Kopf fixiert war. So war
es ihr unmöglich den Mund zu schließen und normal zu reden. Als Lhynne jedoch
das Wort an sie richtete, konnte sie sehr wohl Laute von sich geben.
„Aaahnnnnhhh ihhhh nihhhh
tuhhhn. Ittte, nihhh“, stammelte sie ohne dabei den Mund bewegen zu können.
Ihre Zunge klebte bereits von der Austrocknung.
„Warten sie, Herrin, ich
helfe ihnen“, meinte der Mann mit dem essigschwamm und schob ihn der armen
Orphilia in den Mund. Übelkeit jagte durch ihren Körper und ihre Augen weiteten
sich. „Das hilft ihr, damit sie ihre Strafe auch bewusst wahrnimmt“, erklärte
der hilfsbereite Vorarbeiter.
Alric betrachtete beide
und erkannte den Vorarbeiter. Er war auf seiner Liste gerade nach oben
gerutscht. Alric schätzte Eigeninitiative. Doch dies war Anmaßung. Der Magier
konnte den Unterschied genau erkennen, sagte aber nichts weiter, sondern erhob
sich fast unbemerkt von seinem Platz.
Die Menschen wollten ein
Schauspiel sehen und das sollten sie auch bekommen. Die Stellung in der sich
Orphilia befand war prädestiniert dafür. Ihr zierlicher Mädchenkörper war in
Pose gebracht und der Essig tropfte aus ihrem geöffneten Mund auf die kleinen
Brüste der dunkelhäutige Sklavin.
Auch Alric beobachtete
Lhynne und die junge Sklavin genau. Er wusste nicht, wie Lhynne reagieren
würde. Es war ein Test für sie und zu gleich für sein Vertrauen. Natürlich
sagte er dies nicht, aber er würde aus ihrem Verhalten Schlüsse für die Zukunft
ziehen. Was Orphilias Schicksal anging. Darüber würde wohl dieser Tag
entscheiden.
„Herrin, ihr dürft ruhig
fest zu schlagen“, meinte der Verwalter beiläufig, als er neben Lhynne doch
außer Reichweite von Alric stand. „Der Herr wird sich bestimmt freuen, wenn ihr
eure Rache habt.“
Panik glänzte in
Orphilias Augen und Tränen bildeten sich, ohne dass sie weinte. Das Mädchen
fühlte die Worte ihres Vaters wohl als schlimmere Strafe als den Tod.
Lhynne:
Orphilias Reaktion
genügte Lhynne, zeigte sie doch, dass die dunkelhäutige Sklavin sie verstanden
hatte und nicht bereits so weit weggetreten war, dass sie nichts mehr wahrnahm.
Darauf bauend, dass das Mädchen ihre Magie wirklich zurück halten würde, wandte
Lhynne sich ihrem nächsten Problem zu: den beiden Männern.
Alric hatte ihr
verdeutlicht, welche Stellung sie auf dieser Insel inne hatte und
dementsprechend würde sie sich verhalten. Alles, was sie tat, würde auf ihren
Herrn zurück fallen, also musste sie ihr weiteres Vorgehen gut überlegen, durfte
aber vor allem keine Schwäche zeigen.
"Eure Initiative
ist... bemerkenswert", erklärte sie gerade so laut, dass auch einige der
Zuschauer, inklusive Alric, sie verstehen konnten, "...doch von nun an
komme ich alleine zurecht. Tretet bitte etwas zurück." Auch wenn sie durch
und durch höflich klang, machte ein einziger Blick in ihre Augen
unmissverständlich klar, dass es sich keineswegs um eine Bitte gehandelt hatte.
Den Männern keine weitere
Beachtung mehr schenkend, wandte sie sich wieder Orphilia zu. Den Kopf des
Mädchens erneut in den Nacken ziehend, warf sie den Schwamm fort und träufelte
ihr ein wenig des Wein-Wasser-Gemischs auf die Lippen. Genug, um die
Lebensgeister der Sklavin wieder zu wecken, zu wenig aber, als dass sie sich
verschlucken oder ihr übel werden konnte. Lhynne war sich im Klaren darüber,
dass sie nicht den Eindruck erwecken durfte, sich zu sehr um die junge Frau zu
kümmern, aber eine völlig leblos in ihren Fesseln hängende Orphilia würde
niemandem ein gutes Schauspiel liefern und ein eben solches hatte Alric nun
einmal verlangt.
Auch wenn sie nicht in
seine Richtung sah, spürte sie den Blick des Magiers auf sich ruhen. Hätte die
Situation sie vor Wochen noch extrem nervös werden lassen, zog sie nun Kraft
aus der Aufmerksamkeit ihres Herrn. Natürlich wusste sie um die Brisanz,
wusste, dass die Gefahr bestand, Alric zu enttäuschen, aber sie war sich auch
ihrer Chance bewusst. Sie konnte ihrem Herrn zeigen, dass sein Vertrauen in sie
gerechtfertigt war. Sofern sie keinen Fehler machte...
Alric wusste um Orphilias
Wert, dessen war sie sich sicher. Ergo durfte sie bei dem Mädchen keine Narben
hinterlassen, was vermutlich der Fall wäre, sollte sie den Ratschlag ihres
Vaters befolgen und 'ruhig fest zuschlagen'. Allerdings bestand ein nicht ganz
unbeträchtlicher Teil von Orphilias Wert in ihrer Jungfräulichkeit, die es also
zu erhalten galt.
Nachdem die Stygierin in
Lhynnes Augen genug getrunken hatte, entzog sie ihr den Becher und kippte den
Rest des Inhalts über die nackten Brüste der Sklavin. In einer schnellen
Bewegung zog sie anschließend die Peitsche darüber, nicht übermäßig fest, aber
doch so, dass es weh tat und durch den Knall nun auch wirklich jedes Augenpaar
auf den beiden Frauen ruhte.
Mit einem kühlen Lächeln
auf den Lippen drehte sie den Griff der Peitsche in ihrer Hand und drapierte
den Rubin unmittelbar vor dem Ring, welcher Orphilias Mund geöffnet hielt.
Langsam schob sie ihn hinein.
"Lutsch daran",
befahl sie gut hörbar. "Und gib dir Mühe. Wenn Du dir zu wenig gibst,
bekommst Du das andere Ende der Peitsche zu spüren, es liegt ganz bei
dir."
Alric:
Erstaunt beobachte Alric
das Schauspiel. Er hätte erwartet das Lhynne Orphilia länger die Peitsche
kosten lässt. Dass er ihr stattdessen den Griff gegen den Mund drückt, war in
seinen Augen hingegen eine überraschende Wendung. Nun, denn Menschen würde es
gefallen, während er selbst Lhynne dabei ein wenig besser studieren konnte.
Ihre Prüfung war längst nicht zu Ende. Im Gegenteil. Alric beabsichtigte die
Herausforderung zu erhöhen. Langsam kam er näher. Doch im Moment war er fast
wie ein Schatten. Alle Aufmerksamkeit war auf Lhynne und die Sklavin gerichtet.
Tonlos bewegte Alric seine Lippen.
Das Sklavenmädchen
Orphilia hingegen hatte ganz andere Gedanken. Fieberhaft überlegte sie, was sie
jetzt tun sollte. Der Trank was das köstlichste, was man ihr in ihrem Leben
angeboten hatte. Nicht wegen des Weins, sondern weil es ihr eine Erleichterung
brachte, wie es gefühlt noch nie jemand getan hatte. Gerne hätte sie der Herrin
dafür die Füße geküsst oder sich sonst irgendwie bei ihr bedankt. Doch sie
konnte nichts sagen.
Lhynnes Schläge
unterbrachen ihren Gedankenfluss nur kurz. Der Schmerz war keine unbekannte
Lektion für eine Sklavin. Die älteren Frauen hatten sie in ihren jungen Jahren
schon oft weit härter Gezüchtigt. Jeder Fehler brachte Peitsche, Rute oder
Paddel mit sich. Ein Umstand der sie nun den Schmerz leicht ertragen ließ, auch
wenn sie deutlich hörbar ausatmete. Was dann kam, war jedoch etwas vollkommen
Neues.
Noch nie in ihrem Leben
hatte sie etwas so großes in ihrem Mund gehabt. Die Anweisung der Herrin daran
zu lutschen irritiere sie, doch Lhynne gab ihr Bestes. Auch ohne die Drohung
hätte das Mädchen es wohl versucht, denn sie wollte Lhynne nicht enttäuschen.
Das Publikum blickte
etwas verwirrt auf das Szenario, denn die einfachen Sklaven waren damit wohl im
Moment etwas überfordert. Doch ihre Neugier hielt sie fürs Erste bei Laune.
Auch der Verwalter betrachtete das Schauspiel und wer genau hin sah, konnte
erkennen, wie er eine Latte bekam, als seine Tochter an dem Schaft der Peitsche
schleckte. Seine Lippen bebten. Seine Augen wurden ganz rot.
„Tötet Lhynne, tötet die
Leibsklavin und werdet selbst Herr“, flüsterte eine Stimme im Kopf des
Verwalters. Blutlust und Gier vermischten sich. Sabber tropfte aus seinem Mund
seine Hand Griff an den Dolch in seinem Gürtel. Er war einer der wenigen
Sklaven, denen das Tragen einer Waffe erlaubt war. Jetzt griff er danach,
während er von Geilheit und Machthunger angetrieben wurde. Noch hielt er sich
zurück, doch das Verlangen seinen Dolch in das zarte Fleisch von Lhynne zu
stoßen, wuchs mit jedem Augenblick.
Lhynne:
Lhynne war bei weitem
noch nicht fertig damit, Orphilia den Kuss der Peitsche spüren zu lassen, doch
wollte sie das Ganze etwas abwechslungsreicher gestalten. Alric hatte nach
einem Schauspiel verlangt, der Verwalter zuvor die Masse mit der Aussicht auf
eine Schändung angestachelt, also hing die Messlatte hoch und Lhynne wollte
ihren Herrn nun einmal nicht enttäuschen.
Während sie den Becher
achtlos zu Boden fallen ließ, bemerkte sie den offenen Dank in Orphilias Augen,
vermied es aber ihrerseits irgendein Zeichen von Freundlichkeit zu zeigen, aus
welchem man ihr im Nachhinein vielleicht einen Strick drehen konnte.
Dass das Mädchen offenbar
nicht recht wusste, was es mit dem Peitschengriff anfangen sollte, spielte
Lhynne in die Karten. Natürlich hätte sie Orphilia auch geschlagen, wenn diese
sich als Naturtalent heraus gestellt hätte, aber so war es glaubwürdiger. Der
jungen Frau ein wenig Zeit gebend, begann sie mit dem Zeigefinger ihrer rechten
Hand die noch feucht glänzende Brustwarze des Mädchens zu umspielen. Ganz
leicht zog sie sanfte Kreise um den dunklen Vorhof und beobachtete Orphilias
Reaktion.
"Gefällt es
dir?", wollte sie gut hörbar wissen, den Griff dabei wieder aus dem
metallenen Ring heraus ziehend.
Nach einem prüfenden
Blick auf den vom Speichel des Mädchens schimmernden Rubin drehte sie die
Peitsche in ihrer Hand und ließ sie abermals auf Orphilias Brüste nieder
sausen. Mit langsamen, lasziv wirkenden Schritten trat sie hinter die junge
Frau und nahm nun ihren Hintern ins Ziel. Mit einem lauten Klatschen landeten
die fünf Riemen auf dem Po der Sklavin, fest aber nach wie vor nicht brutal.
Zwei-, dreimal schnell hintereinander fand die Peitsche Orphilias Hintern, ehe
Lhynne sich in aller Ruhe wieder vor das Mädchen stellte.
"Ich denke, das
kannst Du besser... oder?", wollte sie wissen und schob den Griff erneut
in Orphilias Mund.
Die drohende Gefahr in
ihrem Rücken hatte sie bisher nicht bemerkt. Besaß sie an sich so etwas wie
einen sechsten Sinn, der ihr mehr als einmal das Leben gerettet hatte, fühlte
sie sich hier schlicht und ergreifend sicher. Sie war umgeben von Alrics
Leuten, die ihr Herr zwar streng regierte, denen es aber besser ging als den
meisten anderen Sklaven und sogar vielen in Freiheit lebenden Stygiern. Alrics
Diener vergötterten ihn und somit hatte sie als das erklärte Eigentum ihres
Herrn nichts zu befürchten. Davon ging sie zumindest fest aus.
Alric:
Der Magier wirkte nur wie
ein unbeteiligter Zuschauer. Kein Wort, keine Bewegung, die ihn verriet. Sein
Körper bewegte sich im Rhythmus des Lebens, wie ein Blatt im Wind. Weich, ohne
irgendeine Besonderheit, die Aufmerksamkeit auf sich zog. Für die Menschen des
Dorfes war unsichtbar und selbst Lhynne dürfte ihn nicht mehr wahrnehmen. Es
war eine Form der Magie unsichtbar zu werden.
Der Geist der Menschen
ließ sich leicht verwirren und der Geist des Verwalters offenbarte da durch
mehr und mehr sein wahres Selbst. In seinem Kopf kämpfte eine Stimme um gehör,
während die blanke Lust hervor kam. Gier nach Macht und eigener Herrschaft. Er
tat nichts, um diese zu verbergen.
„Hohl ihn heraus. Zeig
wie potent du bist“, flüsterte die Stimme in seinem Kopf.
Hinter Lhynnes Rücken
nahm der Verwalter nun seinen Schwanz heraus. Während diese seine Tochter mit
der Peitsche auf dem Arsch züchtigte, rieb er seinen dunklen Schwanz vor den
überraschten Augen der anwesenden Inselbewohner. Die Sklaven kannten Nacktheit,
doch diese Zurschaustellung von Lust fand in ihren Augen ein verstörendes Echo.
„Töte sie! Fick sie!
Beherrsche sie alle!“ Die Stimme in seinem Kopf war so süß und verführerisch.
Mit einer Hand am Dolch und der anderen am Schwanz stand er da, befriedigte
sich und lauschte der süßen Umarmung, die sich um seinen machthungrigen Schwanz
gelegt hatte.
Orphilia hatte Lhynne
einen zustimmenden Laut entgegen gekeucht, als diese ihr die Peitsche aus dem
Mund gezogen hatte. Fast lustvoll klangen die Laute aus dem geöffneten Mund, als
sie Lhynnes Peitschenhiebe empfing.
Als die Herrin ihr
diesmal wieder den Schaft in den Mund schob, war es jedoch weit mehr als nur
bloßer Gehorsam. Sie wollte Lhynne gefallen. Sie wollte ihr zeigen, dass sie es
gut konnte und schleckte voller Hingabe an dem Glied.
Die Augen des
dunkelhäutigen Mädchens glänzten. Lhynne erlebte in diesem Moment vielleicht
zum ersten Mal, dass jemand sie, nicht ihren Herrn priese. Ja, auch wenn sie es
vielleicht nicht beabsichtigte so zähmte sie in diesem Moment das junge
Mädchen, in deren Augen devote Lust funkelte.
Lhynne:
Während der Rubin wieder
zwischen den weit geöffneten Lippen verschwand, sah Lhynne über ihre Schulter
in Alrics Richtung. Sie erhoffte sich ein Zeichen der Zustimmung, ein leichtes
Nicken, vielleicht sogar den Ansatz eines Lächelns. Oder aber den Hinweis, dass
das, was sie gerade tat, nicht im Sinne des Magiers war. Noch konnte sie
schließlich leicht umschwenken.
Doch Alric war nicht da.
Der Stuhl, auf welchem er neben ihr gesessen hatte, war leer und auch in
unmittelbarer Nähe konnte sie den Stygier nicht sehen Kurz glaubte sie ihn aus
den Augenwinkeln ein Stück weiter im Hintergrund erkannt zu haben, doch als sie
genauer hinsah, war dort nichts.
'Kein Grund zur
Beunruhigung', mahnte sie sich. Es war zwar ungewöhnlich, dass er sich das
Schauspiel entgehen ließ, aber selbst ein Mann wie ihr Herr musste nun einmal
irgendwann austreten. Und konnte man es nicht als Zeichen seines Vertrauens
deuten, dass er sie hier, vor all seinen Sklaven, alleine ließ? Sollte sie sich
nicht geehrte fühlen?
Doch Lhynne fühlte sich
nicht geehrt. So sehr sie sich auch einzureden versuchte, dass ihre Reaktion
albern, ja geradezu kindisch war, fühlte sie sich zutiefst alarmiert. Aber
warum auch immer Alric sich zurück gezogen hatte, er würde seine Gründe haben
und es lag nicht an ihr, diese hier und jetzt heraus zu finden.
Ihre Aufmerksamkeit
wieder auf Orphilia lenkend, bemerkte sie erst jetzt, mit welcher Hingabe das
Mädchen am Griff der Peitsche leckte. Irritiert blinzelnd drehte sie den Rubin
ein wenig von links nach rechts, zog ihn dann aber wieder aus dem metallenen Ring
heraus.
Ein paar Schritte zurück
tretend holte sie mit der Peitsche aus und ließ die Riemen zwischen Orphilias
Schenkel knallen. Dass sie sich dabei dem Verwalter genähert hatte, war ihr
zwar bewusst, sein eigentümliches Verhalten blieb ihr aber noch verborgen.
Alric:
Für den Magier war es
eine angespannte Situation. Er wusste, dass Lhynne nun durchaus in Gefahr war
und ein Instinkt riet ihm, den Verwalter, dessen Gedanken durch ihn selbst
angefeuert worden waren, einfach zu töten. Doch noch hielt Alric sich zurück.
Er wollt, dass der machthungrige Verwalter seinen Wahnsinn offenbarte, und
zugleich einen Grund lieferte, einen schändlichen Tot zu erfahren.
Lhynne verstand es dabei
gut das Mädchen zu Quälen, doch was sie wirklich peinigte, schien Lhynne
garnicht mit zu bekommen. Orphilia sah das Treiben ihres Vaters und wäre dabei
vor Scham am liebsten im Boden versunken. Sie wusste, um seine Gedanken, doch
niemals hätte sie gedacht, dass er sich so pervers auch in der Öffentlichkeit
geben würde. Oprhilia konnte jedoch nichts machen. Der Speichel tropfte aus dem
Mund des Mädchens, während sie die Folter ertrug.
Orphilia stieß einen
lauten Schrei aus, der durch den Knebel zu einem verzerrten Laut mutierte und
kaum mehr von einem Stöhnen zu unterscheiden war. Der Hieb traf sie an einer
Stelle, die für die Sklavin überraschend war, denn gemeinhin schlug man sie auf
den Rücken oder den Arsch. So jedoch konnte sie sich nicht wehren und musste
die Schläge mit der Peitsche ertragen, die wie Feuer auf ihrer Haut brannten.
In gewisser Weise war der Schmerz jedoch auch eine willkommene Ablenkung von
den Taten ihres Vaters.
In dem Moment, als Lhynne
Orphilia zwischen den Schenkeln traf, stöhnte jedoch noch jemand anderes laut
auf. Der Verwalter, der schon die ganze Zeit beim Anblick seiner gequälten
Tochter seinen Schwanz in Öffentlichkeit massiert hatte spritzte ohne weitere
Vorwarnung ab und der Schwall seines Spermas traf Lhynnes Schenkel.
„Ich mach dich fertig!“,
keuchte er laut und zog seinen Dolch, während die letzten Spritzer seines
Samens aus dem Rohr liefen.
„Assss aufffffffff,
Einnnnnn!“, schrie Orphilia Lhynne eine Warnung zu, als sie ihres Vater mit
gezückter Klinge auf Lhynne zustürmen sah.
Alric selbst war in der
Nähe, doch noch griff er nicht ein. Lhynne wusste, dass sie auf dieser Insel
Herrin über Leben und Tot war. Jetzt stand sie vor dem härtesten Test.
Lhynne:
In der Tat schob Lhynne
Orphilias gequälten Gesichtsausdruck auf die Mischung aus Erregung, Scham und
Schmerz, mit der das Mädchen gerade zu kämpfen hatte. Auch wenn sie wohl
bereits des öfteren Schläge kassiert hatte, war sie doch vermutlich noch nie
zuvor auf eine vergleichbare Weise öffentlich gedemütigt worden. Dabei war es
nicht einmal so, dass Lhynne ihr Tun sonderlich genoss, aber sie hielt die gut
dosierten, immer wieder durch Pausen aufgelockerten Treffer mit der Peitsche
für die harmloseste Strafe, mit der Orphilia aus dieser ganzen Sache heraus
kommen konnte. Ergo musste die junge Frau die Prozedur einfach über sich
ergehen lassen, gequälte Mimik hin oder her.
Aber auch wenn Lhynne die
perverse Lust fehlte, die manch anderer Zuschauer, allen voran Orphilias Vater,
zu empfinden schien, erwärmte sie sich langsam für die Strafe. Sie hatte noch
nie jemanden gezüchtigt und die Reaktion des Mädchens auf die gut gezielten
Schläge so hautnah mitzuerleben, war... interessant. Ein Lächeln umspielte
flüchtig die Mundwinkel der blonden Frau, als Orphilias Schrei deutlich mehr
die Klangfarbe eines Stöhnens annahm.
Der Anflug des Lächelns
erstarb allerdings jäh, als etwas klebriges auf ihre Wade traf. Irritiert
drehte Lhynne ihr Bein, um mit hoch gezogenen Augenbrauen die milchig-weiße
Flüssigkeit in Augenschein zu nehmen, die soeben langsam ihre Haut hinab rann.
Dieser unverfrorene Verwalter hatte doch nicht etwa...? Doch ehe sie ihren
Gedanken zu Ende führen konnte, nahm sie aus den Augenwinkeln die entscheidende
Bewegung wahr.
Alric hatte ihr ihre
Kraft genommen, ihre Ausdauer, nicht aber ihre Schnelligkeit. Vielleicht war
sie inzwischen ein wenig eingerostet, für den Verwalter aber, der ganz sicher
nicht im Nahkampf geschult war, sollte es reichen. Ohne sich von Orphilias
Warnung, oder gar vom Ausruf ihres Vaters ablenken zu lassen, tauchte die
ehemalige Assassine nach links weg. Auf ein Knie nieder gelassen wich sie so
dem ungestümen Angriff aus und zog gleichzeitig die Peitsche mit so viel
Schwung wie möglich flach über den Boden. Sofern der Verwalter nicht über
extrem gute Reflexe verfügte, würden sich die fünf Enden um seine Fußgelenke
wickeln und sein eigener Schwung würde ihn zu Fall bringen.
Alric:
Mit hohen Bogen landete
der Verwalter auf dem Boden. Ein lauter Schmerzensschrei entkam seiner Kehle.
Zorn und Wut funkelten in seinem verwirrten Geist. Er hatte zwar den ersten
Angriff verloren, doch zeigte sein Verhalten ganz offensichtlich keine Spur von
Aufgabe. Im Gegenteil. Zornig rappelte er sich wieder auf und versuchte Lhynne
erneut anzugreifen.
Der Dolch in seiner Hand
funkelte auf, während die Menge unruhig dem Schauspiel folgte. Die Menschen
wollten Blut sehen. Wessen Blut am Ende floss war ihnen dabei vermutlich egal,
auch wenn der verhasste Verwalter nach seinem entwürdigendem Vorspiel, gewiss
auch die letzten Sympathien verspielt hatte. Wenn er es schaffte, Lhynnes zarte
Haut aufzuschlitzen, würde er gewiss erneut in ihrer Gunst stehen. Doch der
Verwalter war kein Kämpfer. Mit der Technik eines betrunkenen Schlägers stürmte
er erneut auf Lhynne zu.
„Töte ihn langsam aber
überzeugend“, sprach auf einmal eine Stimme in Lhynnes Kopf. Es war die
vertraute Färbung von Alric, die jedoch scheinbar direkt in ihrem bewusstsein
entstand.
Für die Menge war Alric
immer noch unsichtbar. Der Magier stand nur wenige Meter vom Kampfgeschehen
entfernt und beobachtete wie ein Schiedsrichter das Schauspiel. Der Sieger
jedoch stand für ihn von Anfang an fest. Hätte Lhynne durch ihre eigene
Ungeschicklichkeit einen Fehler gemacht, wäre Alric wohl in den Kampf
eingebunden gewesen, nur um seine Leibsklavin dafür später bluten zu lassen.
So jedoch erfüllte sie
genau ihren Teil im Spiel des Magiers. Sie war eine Schachfigur und vollführte
ihre Spielzüge um den Mann, den Alric von seinem Posten entfernen wollte zur
allgemeinen Unterhaltung zu beseitigen.
Lhynne:
Zufrieden vernahm Lhynne
den Aufprall und wirbelte selbst wieder auf die Beine. Die Peitsche zurück
ziehend, während der Verwalter sich mühsam wieder aufrappelte, wartete sie
darauf, dass er sich in den Staub warf um um Vergebung zu betteln, doch der
Zorn in seinen Augen belehrte sie eines besseren. Sein Leben war verwirkt, das
musste ihm klar sein und nun schien er seine ganze angestaute Wut auf sie zu
projizieren.
Wo bei allen Göttern
steckte Alric?!
Früher hätte ihr ein
Gegner wie der Verwalter keinerlei Probleme gemacht, aber 'dank' der Fürsorge
ihres Herrn besaß sie nun einmal kaum noch Kraft, von Ausdauer ganz zu
schweigen. Die Sonne brannte nach wie vor unbarmherzig auf sie hinab und sie
spürte ihren Schweiß zwischen ihren Brüsten kitzeln und ihren Rücken hinab
rinnen.
Doch gerade, als sie zu
einer gedanklichen Schimpftirade über ihren Herrn ansetzen wollte, hörte sie
seine Stimme. Nicht hinter oder neben ihr, nein, sie schien IN ihrem Kopf zu
sein, als habe der Magier einen Weg gefunden, ihre Gedanken anzuzapfen. Ein,
zwei Sekunden brachte Lhynne der Befehl aus dem Konzept. Nicht lange genug, als
dass der Verwalter es hätte ausnutzen können, bei einem geschulteren Gegner
aber hätte es vermutlich die entscheidende Wendung bedeutet.
Alric wollte also, dass
sie den Kerl tötete? Großartig, erst zog er ihr die Krallen und nun verlangte
er, dass sie damit jemandem die Kehle aufriss. Jemandem, der vermutlich doppelt
so viel wog, wie sie selbst.
Ruhig stehen bleibend,
als der Verwalter den zweiten Angriff startete, ließ Lhynne ihn kommen, um dann
im letzten Moment erneut auszuweichen. Dieses Mal allerdings ließ sie die
Peitsche durch die Luft zischen und nicht flach über den Boden. Wie geplant
wickelten sich die Enden um den feisten Hals des Mannes, der Ruck aber, der
durch ihren Arm ging, als sie ihn nach hinten zog, ließ sie für einen
Augenblick glauben, sie habe sich die Schulter ausgerenkt.
Mit einem Schrei zerrte
sie an der Peitsche, die den Verwalter zwar nicht strangulierte, ihm aber doch
das Atmen schwer machte. Und er reagierte, wie es die meisten Menschen in einer
solchen Lage tun würden: reflexartig griff er mit beiden Händen nach den
Lederriemen und versuchte sich zu befreien. Dass er dabei mit dem Rücken gegen
das genau hinter ihm stehende Holzgestell prallte, an welchem nach wie vor
seine Tochter hing, ging ihm wohl erst auf, als Lhynne die Peitsche noch einmal
um seinen Hals zog und hinter dem Holzbalken verknotete. Eine simple, aber
äußerst effektive Fesselung.
Eilig wirbelte Lhynne zu
den Tischen herum, auf denen immer noch die Reste des Festmahls standen.
Zielstrebig griff sie nach einem in einem Schweinerücken steckendem Messer und
zog es heraus. Um zu verhindern, dass der Verwalter sie mit einem Tritt erwischte,
näherte sie sich ihm von der Seite. Vermutlich rechnete er damit, dass sie ihm
drohte. Dass sie ihm sein schändliches Verhalten vor Augen führte, oder erst
einmal auf Alric wartete. Doch sie tat nichts dergleichen. Ohne zu zögern
rammte sie das Messer genau zwischen seine Beine und nagelte ihn somit an den
Holzbalken. Seinem schier unmenschlichem Kreischen nach zu urteilen, hatte sie
gut gezielt.
Alric:
Orphilia erzitterte am
ganzen Körper. Sie hatte den Kampf nur am Rande mitbekommen. Ihr Herz blieb
fast stehen, als die den Kampf beobachtete. Ihre Loyalität schwankte zwischen
der immer noch vorhandenen Solidarität für ihren Vater und der naiven Zuneigung
zu ihrer Herrin, die auch wenn sie sie bestraft hatte, doch so etwas wie
Sicherheit für das Mädchen bedeutete.
Ihr Vater hingegen kannte
in diesem Moment nur Schmerz. Verzweifelte Schreie kamen aus dem Mund des
Verwalters. Er kämpfte gegen die improvisierte Fesselung an und bäumte sich
zugleich unter dem höllischen Schmerz auf, den Lhynne ihn spüren ließ. An
Gegenwehr war nicht mehr zu denken.
Das Mädchen hatte Mitleid
mit ihrem Vater. Sie wollte nicht, dass er so leiden musste, auch wenn sie
seine Grausamkeit oft genug selbst gespürt hatte.
Damit war sie jedoch
alleine. Keiner der anderen Sklaven schien Mitleid mit dem Verwalter zu haben
und so bekam Lhynne tobenden Beifall, als sie das Messer in den Leib des alten
Sklaventreibers trieb, der sich vor ihren Augen vollkommen lächerlich gemacht
hatte. Langsam ließen die Kräfte von Lhynnes Opfer nach.
Jetzt war die Stunde des
Herrn gekommen. Lhynne konnte plötzlich Alrics Hand an ihrer Wange spüren, als
er wie aus dem Nichts neben ihr auftauchte und sie mit seiner festen, doch
zärtlichen Hand streichelte. Spielerisch bewegte sich wie der Geist aus der Flasche.
Er ließ Lhynne seine Nähe spüren, und auch die anderen Dorfbewohner bemerkten
ihn jetzt.
„Dieser Mann ist ein
Verräter. Dieser Mann hat nicht nur versucht, meine Leibsklavin anzugreifen.
Nein, er hat auch euch hintergangen und euch um eure Arbeit betrogen“,
verkündete Alric mit lauter Stimme. Seine Hand streifte über Lhynne Nacken
während er hinter sie trat und ihren vom Kampf erregten Körper mit seinem
berührte. Der Verwalter hingegen konnte kaum etwas machen, außer nach Luft zu
ringen und zu Bluten.
„Er hat die
Versorgungsgüter, die für euch bestimmt waren für sich selbst genutzt und
selbst seine eigenen Tochter als Mittel eingesetzt um seine Gier zu stillen.“
Die Menge lauschte nun
gebannt ihrem Herrn. Es war fast so, als wenn Alric nun der weise Richter war,
der sie von dem Übel erlösen würde, welches sie plagte.
„Was für ein Schicksal
hat so ein Wurm verdient, frage ich euch?“
„Den Tot!“, brüllte die
Menge fast euphorisch. „Den Tot!“
„So sei es“, meinte Alric
als sie sich etwas beruhigt hatten.
Seine Finger streiften
über Lhynnes Hals und er sprach leise zu ihr. „Beende es, meine geliebte
Sklavin.“
Lhynne:
Warm spritzte das Blut
aus der frischen Wunde und legte sich auf Lhynnes Arme, überzog ihre Beine mit
einem roten Muster und benässte den Boden. Adrenalin toste durch den Körper der
Assassine und ließ sie regelrecht erstrahlen. Normalerweise waren es
gesichtslose Fremde, denen sie das Leben nahm, dieses Mal aber genoss sie es.
Der Verwalter hatte sie angegriffen, sie töten wollen und Schande über Alric
gebracht. Er verdiente den Tod und Lhynne war bereit, ihn zu überbringen.
Dass Orphilia die Qualen
ihres Vaters so hautnah miterlebte, hätte sie zwar gerne vermieden, doch hatte
sich im Eifer des Gefechts bisher keine Möglichkeit dazu ergeben. Wenn das
Mädchen klug war, würde es sich zurück ziehen, die Augen und vor allem den
Geist vor dem verschließen, was nun kommen würde. Doch das musste Orphilia
alleine schaffen.
Den Dolch mit einem Ruck
aus dem Unterleib des wie von Sinnen schreienden Mannes ziehend, reckte sie die
blutige Waffe in die Höhe, als die Menge in tosenden Jubel ausbrach. Das
Hochgefühl spiegelte sich deutlich in ihren funkelnden blauen Augen, doch war
sie professionell genug, um sich nicht davon mitreissen zu lassen. Alric hatte
ihr einen deutlichen Befehl erteilt und sie würde ihn ausführen. Sie war sein
Wille, sein Arm, sie würde ihn mit Stolz erfüllen.
Dass sie außer Atem war,
dass ihr ganzer Körper inzwischen vor Schweiß glänzte, dass ihre Muskeln
bereits zu zittern begannen, all das zählte nicht. Sie würde beenden, was sie
begonnen hatte und... wie von selbst schlossen sich ihre Augen, als sie Alrics
Berührung spürte. Die Hand mit dem Dolch sinken lassend, schmiegte sie ihre
Wange gegen seine Hand, froh und erleichtert, ihn wieder bei sich zu wissen.
Schweigend, während ihr
Herr nun das Wort an die Dorfbewohner richtete, erschauerte sie unter seiner
Nähe. Alric konnte spüren, wie ihr Leib bebte und sie sich gegen ihn drängte.
Sie hatte keine Ahnung, warum die Situation sie dermaßen erregte, doch am
liebsten wäre sie hier und jetzt vor ihrem Herrn auf die Knie gesunken.
Aber der hatte andere
Pläne. Nachdem die Menge wie zu erwarten reagiert hatte, hörte sie seinen leise
gesprochenen Befehl. Den Dolch wieder fester umfassend löste sie sich von ihm
und trat neben den Verwalter. Mit einem harten Griff in seine Haare zog sie
seinen Kopf in den Nacken. Die Klinge an die somit überstreckte Kehle setzend,
blickte sie zu Alric, wie um auf sein Zeichen zu warten. Ein paar Sekunden lang
verharrte sie so, dann durchtrennte sie den Lebensfaden des Verwalters mit
einem schnell geführten Schnitt.
Alric:
Die Menge jubelt
begeistert, als das Blut sterbenden Mannes durch die Luft spritzte und sein
letzter Lebenshauch erlisch. Mit weit aufgerissenen Augen lehnte er an den
Pfahl, bevor er zur Seite Kippte und schließlich im Sand der improvisierten
Arena liegen blieb.
„Ich bin stolz auf dich,
meine Sklavin“, flüsterte eine Stimme in Lhynnes Kopfs.
Ihr Herr stand ganz nahe
bei ihr und seine Hand streifte ihre nackte Haut, so wie sie es schon so oft in
einer Liebesnacht getan hatte. Heute war es jedoch anders. Heute waren sie
nicht nur intim. Heute hatten sie gemeinsam gemordet, denn dieses Schauspiel
war natürlich nichts anderes als eine von Alric inszenierte Hinrichtung, auch
wenn die Schachfiguren dieses Spiels ihre Rolle erst im letzten Augenblick
begriffen.
Das Volk jedoch sah, was
es glauben wollte. Für ihre Augen war es Aktion und Reaktion. Für die Menschen
der Insel war der Gerechtigkeit Genüge getan. Zumindest was das Schicksal des
Verwalters anging.
Über Orphilias Schicksal
war noch nicht entschieden. Nicht wenige der Sklaven, besonders der Sklavinnen
schienen in diesem Moment dafür zu sein, dass auch sie das Schicksal ihres Vaters
teilte. Und manch ein Mann hätte sie gerne dabei von der Schande befreit, als
Jungfrau zu sterben.
Alrics Finger streiften
hinab an Lhynnes Körper, so als würde er ihr gleich den Wunsch nach Lust
erfüllen, der in ihr ruhte. Doch in diesem Moment war nicht die richtige Zeit,
auch wenn ihn ihm vielleicht das Verlangen ebenso vorhanden war. Nein, jetzt
ging es um eine Weichenstellung.
„Willst du das sie stirbt
oder soll sie mit uns weiter leben?“, fragte Alrics Stimme so leise und doch
bestimmt, dass nur Lhynne dies vernehmen konnte. Nun lag es in ihrer Hand. Sie
hatte auf der Insel der Sklaven zum Ersten Mal, seit sie bei Alric war, so
etwas wie Verantwortung. Fluch und Segen in einem. Die Hand des Herrn blieb
dabei auf ihrem Körper, denn er gab ihr zu verstehen, dass er bei ihr war.
Immer.
Lhynne:
Wie sehr Alric die
Hinrichtung des Verwalters inszeniert hatte, war Lhynne nicht bewusst, wohl
aber ahnte sie, dass der Ausraster des Mannes ihrem Herrn mehr als nur ein
wenig in die Karten gespielt hatte. Orphilias Vater hatte sich bereits zuvor
mehrfach durch seine Handlungen disqualifiziert, nichts davon aber war
'schlimm' genug gewesen, um seinen Tod zu fordern. Natürlich hätte Alric ihn
dennoch anordnen können, schließlich war er als ihr aller Herr niemandem
Rechenschaft schuldig, doch galt er als hart, aber gerecht und ein
willkürliches Todesurteil hätte an seinem Ruf gekratzt.
Wissend, dass hier und
jetzt kaum der richtige Zeitpunkt war, um sich gehen zu lassen, riss Lhynne
sich zusammen und vertrieb die Bilder des nackten Stygiers aus ihren Gedanken.
Den blutigen Dolch zu Boden fallen lassend, schenkte sie ihm ein offenes
Lächeln, ein leises "Danke, Herr..." zurück flüsternd.
Orphilia hatte Lhynne für
den Augenblick völlig vergessen. Euphorisiert durch den Kampf und das Lob ihres
Herrn, wandte sie sich erst wieder dem Mädchen zu, als Alric sie auf ihr
Schicksal ansprach. Leise, so dass keiner der Dorfbewohner auch nur ein Wort
verstehen konnte, legte er das Leben der Sklavin in ihre Hände. Er machte kein
öffentliches Schauspiel aus ihrer Wahl und ließ sie frei entscheiden.
Nachdenklich betrachtete
Lhynne die junge Frau. Nach wie vor gefesselt und geknebelt stand das Entsetzen
deutlich in den dunklen Augen, doch zuvor hatte sie noch etwas anderes darin
entdeckt. Vollkommene Ergebenheit.
"Ich denke, dass sie
ihre Strafe bereits erhalten hat, Herr", gab sie schließlich ebenso leise
zurück.
Alric:
Der Magier schien Lhynne
diesmal wirklich eine Wahl zu lassen, denn als sie ihm ihre Antwort zuflüsterte,
überlegte er erstaunlich lang. Er hatte wohl bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht
letztlich über Orphilias Schicksal entschieden, auch wenn er natürlich die
Optionen sehr wohl gegeneinander aufwuchs.
Orphilia, die gerade den
Tod ihres Vaters miterlebt hatte starrte immer noch Fassungslos auf das
Szenario, welches sich vor ihr darbot. Das Blut ihres Vaters klebte an Lhynnes
Händen und doch fühlte die Sklavin keinen Hass gegen sie. Es war vielmehr ein
vollkommenes Chaos, welches sich hinter ihren dunklen Augen abspielte, denen
schon zu viele Tränen entkommen waren. Die Blicke der anderen Sklaven waren
jedoch auf sie gerichtet. Viele wollten, dass auch ihr Blut floss.
„Heute ist für euch ein
besonderer Tag“, erklärte Alric auf einmal. „Heute soll für euch ein Feiertag
sein, denn durch den Tod des korrupten Verwalters wird es auch euch besser
gehen. Deshalb esst, Bewohner der Insel. Speist mit mir, eurem Herrn, wie es
sonst nur der Verwalter heimlich tat.“
Die Menge reagierte
sofort und blickte zu ihrem Herrn. Er war sich jetzt ihrer Aufmerksamkeit
gewiss. Jetzt hieß es die Kontrolle zu übernehmen.
„Die Frauen, die bereits
Kinder geboren haben sollen zum Haus des Verwalters gehen. Geht in seinen
Keller und bringt alles, was er dort an Vorräten vor euch verborgen hatte und
tischt es uns auf. Heute soll niemand meiner Sklaven Hungern.“
Alric hatte bewusst eine
bestimmte Gruppe ausgewählt, denn er wollte nicht, dass alle auf einmal in
einem Mob los stürmten. Sofort machten sich die ersten Frauen auf den Weg.
„Die Mädchen, die noch
keine Kinder bekommen haben, sollen für uns Tanzen. Die Tochter des Verwalters
wird jedoch nicht mit machen. Sie ist nicht länger Teil eurer Gemeinschaft. Ich
werde sie mit nehmen und der Welt dort draußen überantworten. Solange das Fest
geht, wird sie angebunden bleiben.“
Die Männer jubelten
glücklich ihrem Herrn zu. Es würde keine besondere Darbietung sein, doch für
die Inselbewohner war es eine Zerstreuung. Sofort kam Bewegung in die Gruppe
und jeder tat sein Bestes um diesem Fest seine Note zu geben.
Alric selbst streichelte seiner Leibsklavin
über den Rücken und küsste ganz unscheinbar ihren Nacken, bevor er sich zu
seinem Thron zurück gesellte.
Lhynne:
Während Alric offenkundig über Orphilias
Schicksal entschied, schwieg Lhynne. Sie hatte ihre Argumente bereits zu einem
früheren Zeitpunkt vorgebracht und wollte ihren Herrn nicht langweilen oder gar
verärgern, indem sie es noch einmal tat. Wie versprochen hatte sie ein gutes
Wort für die junge Sklavin eingelegt, doch die Entscheidung, was letzen Endes
mit ihr geschah, oblag alleine dem Magier.
Eher flüchtig musterte sie das Mädchen, das
den Leichnam ihres Vaters anstarrte, als läge ein Bann auf ihr. Lhynne wusste
nicht, was das Geschehene mit Orphilias Verstand angestellt hatte, aber jetzt
war nicht der richtige Zeitpunkt, um dies heraus zu finden. Vielleicht war sie
an dem, was sie mit hatte ansehen müssen, zerbrochen. Vielleicht hatte die
Hinrichtung, denn um nichts anderes hatte es sich nun einmal gehandelt, auch
Hass in ihr gesät. In beiden Fällen wäre sie für Alric nicht mehr zu gebrauchen
und würde den Tod finden. Vielleicht aber würde Orphilia die Geschehnisse auch
als die Chance begreifen, die sie für sie darstellen könnten. Doch das blieb
abzuwarten.
Ruhig und aufmerksam lauschte Lhynne dem
Urteil des Magiers. Sympathie hin oder her, sie würde es vollstrecken, auch
wenn dies bedeutete, dass sie mit dem Dolch eine weitere Kehle öffnen musste.
Doch Alric entschied anders und seine Leibsklavin dankte es ihm mit einem
offenen Lächeln.
Während er sich wieder zurück an die Tafel
gesellte, hob Lhynne den Dolch auf. Nicht, dass sie vor hatte, ihn noch einmal
zu benutzen, doch schien es ihr keine gute die Idee, die Waffe so offen herum
liegen zu lassen. Die Gemüter waren erhitzt und nicht selten war es die
passende Gelegenheit, die aus einem treuen Gefährten plötzlich einen Dieb
machte. Oder aus einem Sklaven einen Angreifer.
Kurz überlegte sie, ihrem Herrn sofort zu
folgen, doch waren ihre Arme und Beine nach wie vor mit dem Blut des Verwalters
übersäht. Unschlüssig blickte sie sich um. Ein mit Wasser gefüllter Eimer neben
einem der Häuser war zwar nicht gerade eine Badewanne, doch musste er für den
Moment genügen. Lhynne kniete sich daneben auf den Boden und säuberte ihre
Hände und Arme so gut es eben ging. Schon bald aber hatte das Wasser eine
rostrote Farbe angenommen und so verzichtete die Aquilonierin darauf, sich auch
noch um ihre Beine zu kümmern.
Den Dolch mit der Spitze nach unten in
ihrer rechten Hand haltend, näherte sie sich ihrem Platz an der Tafel. Die
Waffe neben Alrics Thron auf dem Boden abgelegt beugte sie sich zu ihrem Herrn,
um ihm etwas ins Ohr zu flüstern.
"Darf ich mich wieder zu Euch setzen,
oder soll ich mich zuerst besser her richten, Herr?"
Alric:
Für einen Moment überlegte Alric, als er
Lhynne musterte. Sie hatte recht. Sie war noch nicht sauber. Auf der anderen
Seite würde eine Reinigung, die auch den letzten Rest beseitigen würde, lange
dauern. Zu lange. Er wollte Lhynne an seiner Seite haben. Die Sklaven würde das
Blut nicht weiter Stören. Im Gegenteil. Sie würden daran erinnert, wie eine
zierliche Schönheit den bulligen Attentäter mit seinem Dolch überwand und zur
Strecke brachte.
„Bleib hier und setz dich zu mir. Ich will,
dass wir gemeinsam dieses Fest ausklingen lassen. Für alles andere ist später
noch Zeit. Viel Zeit.“ Er lächelte milde und reichte ihr einen Kelch mit Wein.
Er deutete ihr doch nicht einen Stuhl, sondern dein Platz zu seinen Füßen,
während sein Blick über die Masse wanderte.
Auch wenn die Mädchen nun tanzten und Musik
aufgespielt wurde, kehrte langsam so etwas wie Ruhe in das Fest ein. Die
Menschen freuten sich und waren mit ihrem bescheidenen Glück zufrieden. Sie
hatten Unterhaltung und reichlich zu essen. Beides war wichtig, denn für
Sklaven war dies bereits ein Luxus.
Alric hingegen lächelte nur milde, denn für
ihn war dieser Moment nur Teil seiner Rolle. Eine Rolle, die er außerhalb der
intimen Nähe zu seiner Sklavin spielt und die ihm selten wirkliches Vergnügen
bereitete. Er musste Regieren, weil dies Teil des Machtspiels war. Sein
Reichtum sicherte seine Macht in Stygien. Aber der Reichtum an sich bedeutete
ihm nicht viel, wenn der ihn nicht in seinem Sinne nutzen konnte. So war er
froh, dass Lhynne an seiner Seite war. Ihre Nähe zauberte ein Lächeln auf seine
Miene, während seine Hand nach ihr Griff und ihren Körper streichelte.
Orphilia hingegen musste weiter warten. Sie
war ein Objekt geworden, welches erniedrigt wurde, auch wenn keiner mehr Hand
an sie legte. Ihr Schicksal stand für das Mädchen in den Sternen und in diesem
Moment wusste sie nicht, ob sie sich nicht einfach nur den Tod wünschen sollte.
„Genieße den Tag hier auf der Insel,
Lhynne“, sprach Alric. „Morgen kommt ein Schiff, welches uns von diesen glücklichen
Menschen fort bringen wird.“
Lhynne:
In einer fließenden Bewegung sank Lhynne
auf die Knie. Es machte ihr nichts aus, zu den Füßen ihres Herrn Platz zu
nehmen, ganz im Gegenteil begrüßte sie es sogar. Eine Schläfe gegen sein Knie
gelehnt, streichelte sie mir ihrer freien Hand über seine Wade. Geschützt vor
den meisten Blicken konnte sie Alric auf diese Art und Weise nahe sein, ohne
dass es vielleicht unangemessen wirkte.
Dankbar für den Wein
leerte sie nach und nach den Kelch und stellte ihn anschließend neben sich auf
den Boden. Ein Teller mit Obst stand nahe genug an der Tischkante, dass sie
sich hin und wieder etwas davon nehmen konnte ohne ihre Position großartig zu
verändern. Hunger hatte sie zwar an sich keinen mehr, aber die Früchte taten dennoch
gut.
Jetzt, wo das Adrenalin
sich wieder verflüchtigte, spürte Lhynne die Folgen des Kampfes. Ihre Schulter tat weh, vor allem aber machte ihr die Hitze zu
schaffen. Zum Glück spendete der Tisch ein wenig Schatten, doch die
Aquilonierin sehnte die Abendstunden herbei, die mit etwas Glück Abkühlung
versprachen.
Das Blut, welches nach und nach auf ihrer
Haut trocknete, störte sie hingegen nicht weiter. Sicher, wenn die Möglichkeit
bestanden hätte, hätte sie sich gewaschen, doch war sie viel zu sehr daran
gewöhnt, als dass sie Ekel oder etwas in der Art empfunden hätte.
Auf Alrics Erklärung, dass sie bereits am
nächsten Tag abreisen würden, erwiderte sie nichts und doch stimmten seine
Worte sie nachdenklich. Sie wusste nicht, wohin ihre Reise sie führen würde und
sie hatte auch nicht vor zu fragen. Wenn der Stygier wollte, dass sie ihr
Reiseziel kannte, würde er es ihr sagen. Wenn nicht, dann nicht. Und im Grunde
war es auch unerheblich. Das einzige, was sie wirklich hoffte war, dass Alric
weiterhin in dieser beinahe gelösten Stimmung bleiben würde, die ihn seit ihrem
Aufbruch aus Khemi umhüllte.
~~~♥~~~
Wird fortgesetzt ....
Schön. Spannend. Beeindruckend.
AntwortenLöschenWow, das Warten hat sich gelohnt ... auch wenn ich jetzt schon wieder auf Entzug bin ;-)
AntwortenLöschenM2C
Faszinierend und sehr spannend, wie sich die Beziehung der beiden mehr und mehr verändert und damit auch die Handlungsweisen, einfach genial und packend ist diese Geschichte in den letzten Folgen geworden. Ich hoffe sehr, dass es noch ein paar Folgen mehr werden, bin schon sehr gespannt darauf.
AntwortenLöschenGruß Nachtwind